Migros-Milch: Verein droht mit rechtlichen und politischen Schritten
Die Migros-Tochter Elsa will die Milchpreise senken. Nun kommt neuartiger Gegendruck.
18.07.2023Quizfrage: Was ist dafür der faire Preis? Bild: NordWood Themes on Unsplash von: on UnsplashAnfang Juli wurde die Gründung des Vereins «Faire Märkte Schweiz» angekündigt, nun wird die Organisation erstmals aktiv: Sie droht der Migros mit «rechtlichen und politischen Korrekturmassnahmen».
Konkret richtet sich die Drohung gegen die Elsa Group, also die Milchverarbeiterin und Käseproduzentin der Migros-Industrie. Die plant, die Milchpreise demnächst um 1,5 bis 2 Rappen pro Kilo Milch zu senken. Der Verein Faire Märkte Schweiz erachtet dies als «Preisdrückerei».
«Die Milchlieferanten sind mangels Belieferungsalternativen in der Regel wirtschaftlich von der Elsa beziehungsweise Migros abhängig und auf eine faire Geschäftsbeziehung angewiesen», sagt Stefan Flückiger. «Aufgrund der Produktionskostenentwicklung, etwa der Energiepreise und der Inflation, bringt eine Reduktion der Milchpreise negative wirtschaftlichen Folgen für die Milchproduzenten. Im Sinne der Fairness wäre die Milchpreissenkung vorrangig mit den Marktpartnern auszuhandeln.»
Elsa erzielt Jahresumsätze von schätzungsweise 650 Millionen Franken. Faire Märke Schweiz erachtet sie als marktmächtige Unternehmung. Daher habe die Migros-Tochter «eine besondere Verantwortung gegenüber ihren Marktpartnern». Es sei unfair, einseitig die Bedingungen zu diktieren. Und vor allem: «Eine einseitige Senkung der Vergütungen an Bauern für ihre Milch kann im Sinne von Art. 7 KG Marktmissbrauch bedeuten.»
Das heisst: Neben öffentlicher Kritik droht der Verein auch mit der Anrufung der Wettbewerbskommission.
Die Migros begründet die geplante Preissenkung gegenüber dem «Thuner Tagblatt» mit den immer grösseren Milchpreis-Unterschieden zwischen der Schweiz und dem Rest Europas. Deshalb seien die Deckungslücken sehr gross, etwa für das Magermilchpulver; im Hintergrund steht, dass Elsa (beziehungsweise Tochtergesellschaften wie Mifroma und Schwyzer Milchhuus) in rund 20 Länder exportieren.
Im Inlandmarkt wiederum – auf den der Verein Faire Preise insbesondere verweist – teilen sich die beiden Grossverteiler Migros und Coop rund 70 Prozent Milchmarktes auf; etwa 40 Prozent entfallen auf Elsa. Deshalb seien die Milchlieferanten in der Regel von der Migros wirtschaftlich abhängig.
Der Verein Faire Märkte Schweiz will sich für eine bessere Entschädigung der Bauern und für günstigere Preise etwa im Bio-Bereich einsetzen. Speziell im Visier hat er die Preispolitik von Migros und Coop, etwa bei Bio-Produkten oder bei der Beachtung des Tierwohls.
Hinter der Projekt sehen unter anderem der Ökonom Mathias Binswanger sowie Stefan Flückiger, Co-Geschäftsführer beim Schweizer Tierschutz. Im Vorstand aktiv ist zudem Werner Locher, Sekretär der bäuerlichen Interessengemeinschaft für fairen Milchmarkt, sowie der Anwalt Hans Peter Kehrli. —>Mehr.
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