Das Pflanzen-Steak darf Steak genannt werden

Und Veggie-Wurst ist Wurst: Das oberste Gericht der Europäischen Union wandte sich gegen die Fleisch- und Milch-Lobby. Ein Entscheid, der auch fürs Marketing in der Schweiz bedeutsam ist.

9.10.2024
image
Solange klar ist, was drin ist, darf das ein Steak sein  |  Bild: Beyond Meat.
Das oberste EU-Gericht hat entschieden, dass Fleisch-Begriffe im veganen Marketing verwendet werden dürfen: Wurst, Burger, Steak, Schnitzel – sie dürfen aus Pflanzen bestehen, solange die Zutaten offen deklariert werden. Einige Staaten – insbesondere Frankreich und Italien – hatten zuvor entsprechende Verbote aufgebaut.
Doch laut dem Urteil aus Brüssel dürfen «Begriffe, die traditionell mit tierischen Erzeugnissen in Verbindung gebracht werden», auch für pflanzliche Alternativen verwendet werden. Eine kleine Einschränkung sieht das Gericht aber vor: Wenn es eine gesetzlich festgelegte Bezeichnung von «Wurst» oder «Braten» gibt, dann gilt diese.

Definiere «Wurst»

Soll also die Verwendung von «Wurst» ganz auf Fleischprodukte beschränkt werden, so müsste die «Wurst» in den einzelnen Ländern auch gesetzlich definiert werden. Was schlimmstenfalls eher zu mehr als zu weniger Klarheit führen könnte.
In der Schweiz tobt der Streit ebenfalls: Darf man ein Produkt, das weitestgehend aus Erbsen besteht, als Huhn, Schwein oder «Beef» bezeichnen? Das Zürcher Kantonslabor findet: Nein – und zerrte die Veganfirma Planted aus Kemptthal vors Gericht. Die verkauft Produkte, die sie zum Beispiel «Planted Chicken» nennt.
Das Zürcher Verwaltungsgericht wiederum befand: Doch, man darf. Denn solange zusätzlich zum Tiernamen klar gekennzeichnet ist, dass das Produkt eine vegane Alternative darstellt, werden die Konsumenten nicht irregeführt.
Dann kam aber schliesslich das Eidgenössische Departement des Innern und legte Berufung ein: Kennzeichnungen wie «Kalbswurst auf Sojabasis» oder «veganes Rindshack» seien inkorrekt. Und jetzt liegt der Fall vor dem Bundesgericht.
  • Umschwung in England: Oatley darf Hafermilch Milch nennen. Nach den USA schert auch Grossbritannien aus der «Nur Tiermilch ist Milch»-Front aus.

  • food
  • marketing
  • industrie
  • vegan
  • landwirtschaft
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Cedric El-Idrissi: Von Coca-Cola zu Kägi

Der ehemalige Spitzensportler aus dem Seeland übernimmt die Leitung des Waffel- und Biscuit-Spezialisten aus dem Toggenburg.

image

Nespresso kann man auch aufs Brot streichen

In den USA bringt der Kaffeekapsel-Hersteller jetzt Honig und Sirup auf den Markt: Imagebildung durch Markenerweiterung.

image

Waterdrop: Ricola steigt bei Drinks-Startup ein

Der Schweizer Kräuterbonbon-Spezialist und der österreichische Brausewürfel-Hersteller teilen gemeinsame Werte – und USA-Pläne.

image

Hero greift in Grossbritannien zu

Die Lenzburger übernehmen Delicously Ella – und wollen der jungen britischen Marke ins globale Geschäft verhelfen.

image

Die Firma Zweifel emanzipiert sich von der Kartoffel

Aus «Zweifel Pomy-Chips» wird «Zweifel Chips & Snacks AG». Denn Zweifel ist auch süss und für vielfältige Snacks zu haben.

image

Aldi Suisse: Back to the Kerngeschäft

Der Discounter strafft sein Angebot an Non-Food-Produkten beziehungsweise –Aktionen.