Warum das Berliner Food-Startup «Milano Vice» jetzt Millionen erhielt

Unter anderem setzt die Oetker-Gruppe auf das Konzept der virtuellen Restaurants.

13.12.2023
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Werbebild von «Milano Vice» auf Instagram. Bild: ZVG.
Die Pizzen von Milano Vice sind anders als die von zig anderen Pizzalieferanten. Die Gründer haben in Berlin mit ihren neonfarbenen Kartons den Nerv der Zeit getroffen. Nun hat das Pizza-Startup in einer Finanzierungsrund neun Millionen Dollar erhalten, wie das deutsche Fachmedium «Gründerszene» berichtet.
Das Startup hat sich mit einer knalligen Bildsprache und einer flippigen Markenidentität rasch einen Namen gemacht. Die beiden Gründer Rudolf Donauer und Dennis Murselovic konnten damit auch namhafte Investoren überzeugen. Wohl auch, weil die beiden wissen, von was sie reden. Schliesslich waren sie beide bei Delivery-Hero beschäftigt und kennen das Geschäft mit Essenslieferungen gut.
Bei der neuesten Series-A-Finanzierungsrunde ist auch der Investment-Arm der Unternehmensgruppe Oetker beteiligt.

Virtuelle Restaurants als Erfolgsrezept

Doch warum investiert eine Gruppe von Investoren so viel Geld in ein Pizza-Startup, dass nicht mal über eigene Restaurants vor Ort verfügt? Es gibt lediglich ein Pop-up in Berlin.
Genau hier könnte aber der Grund liegen: Das Konzept von «Milano Vice» sind virtuelle Restaurants.
Auch in der Schweiz hat der Markt für Essenslieferungen ein Potential. Laut Statista hat er zwischen 2016 und 2020, also vor der Corona-Pandemie, um 64 Prozent zugenommen.
Das Geschäftsmodell von «Milano Vice» unterscheidet sich aber von den (vor allem in den USA zunehmend gängigen) «Ghost-Kitchen». Anstatt dass das Startup selber Küchen betreibt, lagert sie die Arbeit an bereits vorhandene Standort aus. So müssen die Gründer nicht in kostspieliges Küchengeräte investieren und sparen sich auch die Miete.
Das wahre Asset von «Milano Vice» ist das Netzwerk und die Glaubwürdigkeit in der Community, und vor allem bei Influencern, die die Marke pushen. Trotzdem kommt die Inspiration aber auch aus den USA. Dort gibt es neben Geisterküchen eben auch Geschäftsmodelle, bei denen die Plattformbetreiber die Technologie stellen, aber kaum selbst Flächen zur Herstellung des Essens mieten.
Kurzum: Eine nicht so gehypte Pizzeria backt Pizzen für ein gehyptes Startup.

Doch noch ein Pop-up

Das Modell funktioniert so: Ein schon vorhandener Pizzaladen übernimmt die Zubereitung der Pizza, die bei «Milano Vice» bestellt werden, das Startup bringt die Zutaten und kümmert sich um die Bestellung. Das Essen wird dann anschliessend von den bekannten Lieferdiensten wie Uber Eats und Co. ausgeliefert.
Laut Gründerszene hat das Startup damit in verschiedenen deutschen Städten seit 2022 schon über eine Million Pizzen verkauft. Es hat dabei rund 60 Franchisenehmer, streicht aber rund 30 Prozent der Bestellsumme ein.
Ganz digital will «Milano Vice» aber auch nicht bleiben und betreibt in Berlin ein Pop-up-Laden. Wie in so vielen Branchen heisst es auch im Food-Bereich: Multichannel ist der Weg für den Erfolg.
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