Eine von der Migros unterstützte
Erhebung der ETH Zürich und des Singapore ETH Centre zeigt auf, dass Palmöl in der Schweiz einen schlechten Ruf hat – und dass das Nachhaltigkeitslabel RSPO für Palmöl kaum bekannt ist. Die Studie basiert auf einer Umfrage mit 1076 Teilnehmenden.
Palmöl = Abholzung
40 Prozent der Befragten assoziieren Palmöl mit «Abholzung» oder «Luftverschmutzung», weitere 30 Prozent mit Eigenschaften wie «schlecht», «ungesund» oder «Monokultur». Positive oder neutrale Gedanken gaben nur rund 20 Prozent an.
Entsprechend negativ sind auch die Beurteilungen von Palmöl: Im Schnitt gibt es die Note 3,2 – bei einem Höchstwert von 11. Selbst wer die Eigenschaften «günstig» oder «billig» mit der Fettart in Verbindung brachte, gab ihr im Mittel lediglich eine 5 als Gesamtnote.
Nicht viel besser schneidet Palmöl beim Vergleich mit anderen Fetten ab (siehe Diagramm unten): Selbst Kokosfett erhält eine bessere Einschätzung, obwohl es sich insgesamt sowohl in Sachen Gesundheit, als auch Nachhaltigkeit kaum von Palmöl unterscheidet.
Butter hat besseres Image
Rapsöl und Butter, die beiden anderen verglichenen Fette aus heimischer Produktion, werden fast durchwegs besser als die Öle aus den Tropen bewertet, sowohl in puncto Nachhaltigkeit wie Geschmack und Gesundheit. Einzig beim Preis kommt Palmöl besser weg als die Konkurrenten.
Palmöl im Bewertungsvergleich zu Butter, Rapsöl (Canola oil) und Kokosnussfett | Quelle: ETH Studie
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Ein Grossteil der Befragten wusste nicht, in welchen Lebensmitteln Palmöl vorkommt. So glaubte mehr als die Hälfte, dass es im Mailänderliteig oder der Schokolade vorhanden sei, die man ihnen vorlegte.
Von allen Produkten schätzten am meisten Befragte das Produkt Nutella korrekt ein: 90 Prozent wussten, dass es Palmöl enthält, doch nur jeder Fünfte findet es als Bestandteil im Nussaufstrich in Ordnung.
Label für nachhaltiges Palmöl
Die Kampagnen von Umwelt- und Entwicklungshilfeorganisationen gegen den Anbau von Ölpalmen in Ländern wie Malaysia und Indonesien, die 84 Prozent des Palmöls liefern, haben tiefe Spuren hinterlassen.
Dies obwohl die Lebensmittelindustrie kaum mehr ohne den effizient einsetzbaren und günstigen Rohstoff auskommen könnte, wie die ETH-Studie bemerkt.
Der Umweltverband WWF setzt sich deshalb für eine kontrolliert nachhaltige und sozialverträgliche Produktion von Palmöl ein. Dazu
unterstützt er Verschärfungen von Richtlinien, die der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO) erlassen hat, zu dessen Mitgründern er gehört.
Das RSPO-Label ist in der Schweiz allerdings kaum bekannt, wie eine weitere Befragung der ETH-Studie ergeben hat. Nur gerade 9 von 100 Befragten wussten, um was es sich dabei handelt – verglichen mit 64 Prozent, die das Nachhaltigkeitslabel UTZ für Kaffee, Tee oder Kakao kennen.
Palmöl: Effizient und lukrativ
Das Fett stammt aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme und wird in der Herstellung von Lebensmitteln, Kosmetika, Waschmitteln und Bio-Brennstoffen verwendet. Keine andere Pflanze liefert derart effektiv und kostengünstig Fett. Sie ergibt pro Hektar rund vier Mal mehr Öl als Sonnenblumen oder Raps.
Weltweit steckt Palmöl in der Hälfte aller hoch verarbeiteten Lebensmitteln, von Süssigkeiten über Fertigpizzen bis zu Brotaufstrichen. Schweizer Produkte enthalten es deutlich seltener. Das Image der Fettart leidet darunter, dass ein grosser Teil der produzierten Menge von Grossplantagen auf gerodeten Urwaldflächen stammt.
Immer mehr Schweizer Unternehmen haben sich in den letzten Jahren verpflichtet, verstärkt oder ausschliesslich Palmöl mit der Zertifizierung des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) einzusetzen. Am runden Tisch sitzen unter anderem die Detailhändler Coop und Migros sowie Hersteller von Konsumgütern wie Nestlé, Lindt&Sprüngli, Aryzta, Wella, Hero, Rausch und Weleda.