Zugegeben: Dass Coop in Schweden methanreduziertes Rindfleisch auf den Markt bringt, hatten wir
in unserem Neuheiten-Ticker zwar vermeldet. Aber irgendwie schien es doch nur ein Aperçu. Also einfach eine weitere Übung eines Grosskonzerns in nachhaltiger Selbstdarstellung.
Aber ein grosses Business? Ein weiteres Label, das sich zwischen Bio-, IP- oder Tierwohl-Fleisch durchsetzt? Das hätten wir kaum erwartet.
Zumal die Produkte, verkauft unter dem Markennamen «Lome» («Low on Methane»)
bei Coop knapp 10 Prozent teurer angeschrieben sind als normales Rindfleisch.
Drei Viertel der Agrar-Treibhausgase
Doch der Test erwies sich als Erfolg, das Angebot war innert weniger als einer Woche ausverkauft. Dies melden schwedische Medien
(hier), und dies bestätigt der CEO von Volta Greentech, Fredrik Åkerman,
gegenüber dem «Food Navigator».
Volta Greentech entwickelt die spezifischen Futtermittel-Zusätze, die dazu beitragen, dass die Kühe weniger Methan und andere Treibhausgase ausstossen.
80 Prozent weniger Methan
Die globalen Rinderherden gehören bekanntlich zu den grossen «Produzenten» von Treibhausgasen, was sie zu einem wichtigen Treiber des Klimawandels macht. So schätzt man in der Schweiz, dass die Rinderhaltung drei Viertel aller Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft verursacht.
Ein Zusatzstoff, gewonnen aus der roten Mikroalge Asparagopsis, kann hier eine massiv dämpfende Wirkung entfalten.
Drastische Produktions-Erhöhung
Konkret: Laut
Angaben von Volta Greentech emittieren die Versuchs-Kühe im eigenen Stall um 80 Prozent weniger Methan als Rinder, die normales Futter erhalten – in einigen Spitzenfällen sogar um über 90 Prozent weniger.
Wer diesen Wandel fördern will, darf in Schweden nun zur Marke «Lome» greifen. Auch wenn es bislang ein Nischenangebot war – ausgerollt nur in einem Bruchteil der knapp 800 Läden des schwedischen Coop-Konzerns –, so wird das Angebot an «Lome»-Beef nun ausgebaut. Wie Volta Green meldet, soll die Produktion 2023 und 2024 drastisch erhöht werden.
Danone auf Hawaii
Aufs gleiche Ziel hin arbeitet auch Danone. Der Milchprodukte-Gigant aus Frankreich hat
soeben in ein Startup investiert, das ebenfalls aus Algen einen Nahrungszusatz gewinnt, welcher die Kühe weniger rülpsen und furzen lässt. Und auch Symbrosia – so der Name des Forschungsunternehmens aus Hawaii – beansprucht, den Methan-Ausstoss von Rindern um etwa 80 Prozent senken zu können.
In der Schweiz bemühen sich inzwischen auch die
Branchenorganisation Milch und Proviande um eine Senkung des Methanausstosses. Anfang Jahr beauftragten sie die Beratungszentrale Agridea, Massnahmen zu prüfen. Vier Haupthebel stehen dabei nun zur Diskussion, darunter auch Zusätze wie Fenchel und Leinsamen und synthetische Supplements; ferner eine andere Behandlung der Gülle und des Mists.
Als das
Radio SRF im Januar darüber berichtete, äusserte der Redaktor Bedenken, ob die Konsumenten den Einsatz von «synthetischem Futterzusätzen» zur Methan-Reduktion akzeptieren würden. In Schweden zeigt sich nun: Sie tun das durchaus.