Auch die Juli-Zahlen waren eindeutig: Die Teuerung drückt weiter, selbst die Schweiz meldet überraschend deutliche Preissteigerungen. Das grosse Thema beschäftigt natürlich auch NielsenIQ: Die Analysten des Marktforschungsriesen suchen in ihren regelmässigen Konsumenten-Befragungen nach den Folgen der Teuerungsspiralen auf die Stimmung und das Einkaufs-Verhalten.
Nun haben sie eine Reihe von Tipps erarbeitet, wie man als Hersteller oder Handelsbetrieb reagieren kann.
Laut dem
Paper von NielsenIQ sind derzeit zwei klare Kundengruppen erkennbar: Die einen beginnen, unter der neuen Situation zu leiden; und der andere Hälfte geht es nicht schlechter, manchmal so gar besser.
Diese Gruppen müssen aber unterschiedlich behandelt werden. Ein Vorschlag an die Unternehmen lautet also:
Konzentrieren Sie sich auf Trade-Up- und Trade-Down-Käufer
Wenn alles teurer wird, profitieren bekanntlich die Eigenmarken der Händler – doch gewisse Premium-Brands legen eben auch zu. Denn es kommt zu einer Spaltung: In vielen Bereichen werden die Kunden nach günstigeren Preisen suchen; in einigen anderen Kategorien geben sie jetzt aber sogar mehr aus. Zum Beispiel, um sich in schwierigen Zeiten etwas besonders Gutes zu tun. Der Schlüssel liegt darin, jede Kategorie so zu bewerten, dass sie in der neuen Lage einen Wert aufweist.
Spielen Sie mit offenen Karten
Wenn schon die kleinste Preiserhöhung dazu führt, dass Kunden zur Konkurrenz wechseln, herrscht im Markt eine hohe Preissensibilität. Die Kommunikation ist dann entscheidend: Sie muss helfen, falsche Preiswahrnehmungen zu überwinden. Die Detailhändler und Anbieter müssen offen sein und die genauen Gründe für eine Preiserhöhung erläutern.
Mehr Coupons, mehr Treueprämien
Nach wie vor beurteilen die Kunden einen Gesamtwert. Prüfen Sie darum Werbetaktiken, die den Schlag von Preiserhöhungen mildern – so dass sich Ihre besten Kunden weiter geschätzt fühlen. Solche Programme sollten primär digital sein: Sie binden die Käufer über eine mobile App oder übers Web, was hilft, die Wirksamkeit jeder Massnahme rasch zu messen.
Grössere Einkaufskörbe, weniger Besuche
Die Teuerung unterstützt offenbar einen Trend, der schon mit der Pandemie einsetzt, so die Nielsen-Daten: Die Kunden gehen seltener in den Laden und bestellen mehr online. Zum Beispiel, um Benzin zu sparen. Oder um grössere Packungen zu kaufen. Detailhandelsfirmen müssen also noch intensiver versuchen, gute Kunden in ihrem Gesamtunternehmen zu halten – egal ob on- oder offline.
Müssen lokale und regionale Waren wirklich teurer werden?
Immer mehr
Kunden suchen gezielt Produkte aus der Umgebung; und sie greifen dafür auch gern tiefer in die Tasche. Aber jetzt erwarten viele offenbar auch, dass lokale und regionale Angebote preislich auch der Nähe profitieren – denn hier spielen die gestiegenen Versandkosten ja weniger hinein. Folglich (so die Erwartung) sollte die Teuerung hier nicht so stark ausfallen wie bei anderen Waren, die durch allerlei Lieferketten-Nadelöhre und Staaten mussten.
Der Handel sollte also transparent über Preisunterschiede informieren und sie erklären. Sonst riskiert er, die interessierte Kundschaft zu verprellen.
Vergleichen Sie sich noch umfassender mit der Konkurrenz
Nielsen rät, den Blick zu weiten. Ein Beispiel: Früher gab es Supermärkte, heute haben viele Supermärkte auch ein Gastro-Angebot – und die, die keins haben, haben ein Problem. Denn die Kunden berücksichtigen das beim Vergleich.
Obendrein ist nun auch der Preisunterschied bei solchen Food-Angeboten ein Aspekt, der in die Bewertung des Gesamtangebots einfliesst. Die Kunden sind eigentlich primär darauf aus sind, Milch und Früchte zu kaufen, aber wenn Kaffee und Kuchen vornedran im anderen Shop günstiger ist, dann ist das auch ein Punkt.