Ein saurer Tropfen für die grossen Wein-Länder

Volle Lagerbestände, kantige Kunden, ein Trend zu billigeren Angeboten: Der Export von Weinen war letztes Jahr eine herbe Sache.

27.02.2024
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Hier war noch Wert gefragt: Fässer im Weinbau-Gebiet Rioja  |  Bild: Mario La Pergola on Unsplash von: on Unsplash
Noch sind es keine ganz vollständigen Zahlen. Aber was derzeit von den Weinhersteller-Verbänden grosser Länder hereintröpfelt, macht klar: Die Kundschaft hält sich zurück.
So meldet der grosse Weinproduzenten-Verband von Italien, die Unione Italiana Vini, dass die Absatzmenge in den fünf wichtigsten Märkten vergangenes Jahr um 4,4 Prozent gesunken ist. Wertmässig betrug der Rückgang sogar 7,3 Prozent; am Ende exportierten Italiens Winzer für 4,45 Milliarden Euro in jene fünf Hauptmärkte USA, Deutschland, Grossbritannien, Kanada und Japan.
Diese Länder schlucken fast 60 Prozent der Weinexporte aus dem Bel Paese. In Italien selbst sank der Umsatz mit den einheimischen Tropfen um 10 Prozent.
«Es ist unstrittig, dass wir 2023 unter wirtschaftlichen Phänomenen gelitten haben, insbesondere unter dem Abbau aufgestauter Lagerbestände in Nordamerika»: So kommentiert Lamberto Frescobaldi, der Präsident der UIV, die jüngste Entwicklung.
Hinzu kam eine allgemeinere Zurückhaltung der Kunden – und schlicht die Teuerung: Sie führte dazu, dass ein Trend zu günstigeren Weinen spürbar wurde. «Aber es ist auch wahr, dass unser Land stark und nicht mehr aufschiebbar unter dem Druck steht, den Kundenkreis zu erweitern», so Frescobaldi.

«Komplex und herausfordernd»

Laut den Angaben des UIV traf die maue Entwicklung 2023 alle Produktionsländer, beispielsweise auch Frankreich; dies wegen des erwähnten Lagerabbaus in den Importländern und wegen einer oft sinkenden Kaufkraft bei den Konsumentinnen und Konsumenten.
Das Jahr 2024 drohe sehr «komplex und herausfordernd» zu werden, so Frescobaldi: Die italienische Produktion werde tief ausfallen – so dass die Hersteller dringend den Wert ihrer Weine steigern müssen, um nicht noch mehr Einbussen zu haben. Dies geschieht aber in einem makroökonomischen Umfeld, das nicht gerade günstig ist.
Bestätigt werden diese Aussagen durch die Exportzahlen der spanischen Weinproduzenten. Auch im Land des Rioja, Priorat und Ribera del Duero sanken die Exporte 2023 – nämlich wertmässig um 3,2 Prozent und volumenmässig um 4,1 Prozent. Insgesamt erzielte Spanien mit seinen Weinausfuhren 2,9 Milliarden Euro.
Zwei Unterschiede deuten sich hier an: Die spanischen Zahlen zeigen, dass hier keine Verlagerung zu billigeren Tropfen stattgefunden hat (im Gegenteil). Und wertmässig war 2023 – trotz Rückgang – immer noch das drittbeste Jahr der Geschichte.


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