Der Deal beinhaltete nur die betrieblichen Aktivitäten von Selfridges, nicht die Immobilien, in denen sich die Warenhäuser befinden. Trotzdem erschien dies als beruhigendes Signal. Denn auch Englands traditionelle Luxus-Kaufhausmarke drohte in den Strudel der Signa-Probleme zu schlittern.
Die solide Central Group als Rettungsanker, wenn das Kartenhaus des René Benko einbricht – dies erschien als Modell, das auch zu Globus passen könnte. Schliesslich betonte der Familienkonzern aus Bangkok im Dezember nochmals, dass er «ein unterstützender Aktionär von Globus» bleiben wolle, mit dem Ziel, das «business as usual» fortzusetzen.
Bei Selfridges kommt nun aber doch unerwartete Unruhe auf. Zwei betroffene Tochtergesellschaften des Konzerns,
Central Retail und
Central Pattana, gaben gegenüber der Börse in Bangkok Klarstellungen («Clarifications») zur Warenhaus-Beteiligung ab. Dabei vermeldeten sie in kryptischen Formulierungen, dass sie von der Konzernzentrale keine Informationen über eine Beteiligung bei Selfridges erhalten hätten («it has not received any communication from Central Group or its business partner regarding the investment opportunity in the Selfridges Group»).
Grundsätzlich werde man neue Investitionen danach beurteilen, ob sie in den strategischen Business Plan passen; ob der Preis angemessen sei; und ob das Timing optimal sei.
Maximaler Nutzen
In der Folge kamen auch in London Spekulationen auf, ob Selfridges vielleicht doch bedrohter sei als bislang gedacht
(mehr). Der Luxusretail-Konzern musste im Dezember bereits einmal auf die Kassen der Central Group zurückgreifen,
um Zinszahlungen leisten zu können.
Droht nun eine Kehrtwende? Dass der Thai-Konzern – Joint-Venture-Partner bei einer ganzen Luxus-Kaufhaus-Gruppe mit Selfridges, KaDeWe, Globus und Rinascente – am Ende einfach Benkos Anteile übernimmt: Offenbar ist diese Vorstellung keineswegs so selbstverständlich.
Jede Entscheidung, in ein Unternehmen zu investieren, erfolge «unter der Einhaltung einschlägiger Verfahren und Vorschriften», so das Börsenstatement in Bangkok. Dabei stehe der maximale Nutzen des Unternehmens und aller Aktionäre im Vordergrund.
Was heisst das? Eine naheliegende Vermutung: Die Familie Chirathivat in Bangkok hat im jetzt angelaufenen Prozess der Zerlegung der Signa-Gruppe in den Poker-Modus gewechselt – mit der Botschaft: Wir lassen uns nicht drängen.
Was wiederum denkbar macht, dass sie letztlich doch auf einen Ausbau des Engagements in Europa verzichtet.
In der «NZZ am Sonntag» hatten Konkursexperten ein derartiges Szenario ausgemalt: Es komme darauf an, wie ernst es die Central-Gruppe mit Globus meine, sagte der Konkursexperte Raoul Egeli. «Es kann auch sein, dass ihr das Risiko plötzlich zu gross wird und sie aussteigt.»
Kommt hinzu, dass Konkurs- und Nachlass-Verfahren eine eigene Dynamik entfalten, so dass die betriebswirtschaftlich logische Lösung nicht immer auch die mögliche Lösung ist.
Selfridges hatten Signa und Central Group im Jahr
2022 gemeinsam aufgekauft – für rund 4 Milliarden Pfund. Das Unternehmen wurde aufgespalten in einen Immobilien- und einen Handelsteil. In der Krise übernahm die Central Group die Betriebsgesellschaft von Selfridges und der ebenfalls angehängten Töchter Brown Thomas und Arnotts (Irland) sowie De Bijenkorf (Niederlande). Der Immobilien-Teil ist derweil immer noch im Halb-Halb-Besitz der Central Group einerseits und von Signa andererseits.
Der breit gefächerte Familienkonzern aus Thailand erzielte im letzten Jahr mit seinen Detailhandels-Aktivitäten gut 6 Milliarden Dollar Umsatz.