Das Laborfleisch gerät in den Kulturkampf

Während die Gentechnologie einst von links kritisiert wurde, wird In-Vitro-Fleisch jetzt von rechts bekämpft. Nach Italien jetzt auch in den USA.

19.11.2023
image
«Lasst uns darüber diskutieren»: Ron DeSantis, Gouverneur von Florida  |  Bild: Gage Skidmore, Flickr CC
In der vergangenen Woche beschloss dass italienische Parlament, dem In-Vitro-Fleisch den Garaus zu machen. Ein neues Gesetz will die Herstellung und Vermarktung von kultiviertem Fleisch verbieten; auch die Verwendung fleischbezogener Bezeichnungen wie «veganes Steak» für pflanzliche Fleischprodukte werden untersagt. Für Verstösse sind Geldstrafen bis zu 150'000 Euro vorgesehen.
Fast zeitgleich kam im US-Bundesstaat Florida ein ähnlicher Plan ins Parlament: Die Vertreter der Republikanischen Partei fordern dort, dass die Herstellung und der Verkauf von Laborfleisch ebenfalls verboten wird. Der Gesetzesentwurf sieht Strafen von 500 bis 1000 Dollar pro Fall vor. Restaurants und andere Geschäfte könnten ihre Lizenz verlieren, wenn sie derartige Alternativ-Steaks oder -Schnitzel anbieten.
Dabei hatten die massgeblichen nationalen Behörden der USA – die FDA und das Landwirtschaftsministerium – erst im Sommer zwei Anbietern solcher Produkte grünes Licht erteilt.

Landwirtschafts-Lobby

Doch nun zeichnet sich ab – in Italien wie in den USA –, dass sich in dieser Frage ein Links-Rechts-Graben auftut. Und zwar ist es diesmal die Rechte, die sich gegen die Neuerung stemmt. Denn während sich die Republikaner in Florida querlegen, war das demokratisch regierte Kalifornien ganz vorne bei der Förderung von gezüchteten Poulet- und Rinderstücken.
Woran liegt das? Einerseits daran, dass eher rechte Parteien näher bei der Landwirtschaft (sowie deren Lobbys) sind; und Laborfleisch wird von den Farmern als strategische Konkurrenz betrachtet. Kommt hinzu, dass sich konservative Politiker eher als Hüter kulinarischer Traditionen sehen, welche gegen Klimawandel-Politiker geschützt werden müssen. Solche Argumente wurden in der italienischen Debatte stark vorgebracht.
Der Chef des Landwirtschafts-Amts von Florida stellte sich denn auch schon voll hinter den Gesetzesentwurf. Ron DeSantis, der Gouverneur und Präsidentschaftskandidat der Republikaner, wollte sich allerdings noch nicht vollends auf die Äste hinauslassen. «Lasst uns darüber diskutieren», so seine Stellungnahme, «wir sind ja keine Schulkinder.»
  • Mehr / Quellen: «Green Queen», «Politico», «Fox Business».

  • fleisch
  • food
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Cedric El-Idrissi: Von Coca-Cola zu Kägi

Der ehemalige Spitzensportler aus dem Seeland übernimmt die Leitung des Waffel- und Biscuit-Spezialisten aus dem Toggenburg.

image

Nespresso kann man auch aufs Brot streichen

In den USA bringt der Kaffeekapsel-Hersteller jetzt Honig und Sirup auf den Markt: Imagebildung durch Markenerweiterung.

image

Waterdrop: Ricola steigt bei Drinks-Startup ein

Der Schweizer Kräuterbonbon-Spezialist und der österreichische Brausewürfel-Hersteller teilen gemeinsame Werte – und USA-Pläne.

image

Hero greift in Grossbritannien zu

Die Lenzburger übernehmen Delicously Ella – und wollen der jungen britischen Marke ins globale Geschäft verhelfen.

image

Die Firma Zweifel emanzipiert sich von der Kartoffel

Aus «Zweifel Pomy-Chips» wird «Zweifel Chips & Snacks AG». Denn Zweifel ist auch süss und für vielfältige Snacks zu haben.

image

Aldi Suisse: Back to the Kerngeschäft

Der Discounter strafft sein Angebot an Non-Food-Produkten beziehungsweise –Aktionen.