Auch Emmi versenkt den Nutri-Score

Erst kürzlich sollte das Ampelsystem noch per Gesetz durchgedrückt werden. Jetzt wirkt es zunehmend ungeniessbar.

23.05.2024
image
Die Lebensmittelampel wird wohl zum Auslaufmodell. Nach der Migros will auch Emmi künftig auf das Vergleichssystem verzichten. Dies bestätigte der Luzerner Milchverarbeitungs-Konzern gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Nur die «Caffè Latte»-Produkte würden «vorerst» weiterhin das Label auf der Packung aufweisen. Bei Neuheiten hingegen verzichte man darauf.
Emmi erklärt dies damit, dass andere Anbieter in dieser Produktsparte den Nutri-Score ablehnten: Es sei «keine Harmonisierung der Anwendung innerhalb aller europäischen Länder erreicht» worden. Der Entscheid zum Abschied sei unabhängig von der Ankündigung der Migros gefallen.

Nur Wasser ist gut

Insgesamt 9000 Lebensmittel-Produkte haben in der Schweiz noch die «Qualitätsampel» aufgedruckt. Aber Nutriscore ist zunehmend umstritten, weil es schiefe Ergebnisse liefert – so wie beim inzwischen berühmten Beispiel, das SVP-Vertreter und Bauer Alois Huber im Nationalrat vorbrachte: Danach schneidet Cola Zero besser ab als natürlicher Süssmost.
Das Parlament lehnte es im Frühjahr ab, das französisch-stämmige Ampelsystem für obligatorisch zu erklären. Im Vorfeld brachten auch Nahrungsmittelhersteller und die Landwirtschaftslobby Kritik vor, zum Beispiel weil reines Wasser als einziges Getränk die Bestnote erhält oder weil Milchprodukte generell schlechte Bewertungen erhalten.
Zudem berücksichtigt das sehr pauschale System viele Aspekte nicht – etwa den allgemeinen Gesundheitszustand der Konsumenten, ihre Lebens- und Arbeitsweise sowie die gesamte Ernährungsweise.
Aus diesem Grund hatte sich die italienische Regierung vor knapp zwei Jahren gegen die Ernährungsampel gewandt und Versuche, sie zur Pflicht zu machen, in der EU blockiert: Dem Publikum werde vorgemacht, ein Produkt sei an sich gesund, auch wenn es in grossen Mengen genossen würde, so eine Erklärung.
Für Italiens Lebensmittelbehörden ist Nutri-Score (ursprünglich ein französisches System) schlicht zu unpräzise und potentiell irreführend.
  • food
  • industrie
  • dairy
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Migros Aare: Keine Seniorenrabatte mehr im Supermarkt

Das Angebot der Genossenschaft im Raum Bern, Aargau und Solothurn war ohnehin eine Ausnahme im Migros-Universum.

image

Denner: +1.1 Prozent. Fenaco: +1.2 Prozent.

Die ersten Signale aus der Lohnrunde im Detailhandel stellen klar: Es reicht bestenfalls für den Teuerungsausgleich. Und auch das nur knapp.

image

Unilever streicht deutlich weniger Jobs als befürchtet

Im Sommer plante der Konsumgüter-Gigant noch den Abbau von 3'200 Stellen. Nun dürften noch halb so viele Jobs betroffen sein.

image

Das Pflanzen-Steak darf Steak genannt werden

Und Veggie-Wurst ist Wurst: Das oberste Gericht der Europäischen Union wandte sich gegen die Fleisch- und Milch-Lobby. Ein Entscheid, der auch fürs Marketing in der Schweiz bedeutsam ist.

image

Cedric El-Idrissi: Von Coca-Cola zu Kägi

Der ehemalige Spitzensportler aus dem Seeland übernimmt die Leitung des Waffel- und Biscuit-Spezialisten aus dem Toggenburg.

image

Nespresso kann man auch aufs Brot streichen

In den USA bringt der Kaffeekapsel-Hersteller jetzt Honig und Sirup auf den Markt: Imagebildung durch Markenerweiterung.