Walmart kündigt «Game Changer» in der Supermarkt-Logistik an
Ein KI-System macht fehlende Artikel in den Regalen aus und informiert die Angestellten, wo welcher Nachschub benötigt wird.
16.09.2022Bald präziser informiert: Angestellter von Walmart beim Auffüllen eines Snack-Regals | Bild: PDNach einem Test in 70 Filialen fährt Walmart ein neues Programm aus: Das System verbindet eine Vielzahl von Kameras mit KI-Software sowie dem bestehenden Inventarsystem. Laut einem Bericht des weltgrössten Retail-Konzerns ist das neue System ein Game changer in der Nachschub-Logistik der Supermärkte. Nun wird es als erstes an allen Standorten von Walmart in Kanada installiert.
Ziel ist es, leere Regale schneller zu befüllen und damit die Kundschaft vor Ärger zu bewahren und Nachfragen beim Personal zu vermindern. Auch für die Angestellten werde die Arbeit dadurch leichter und angenehmer.
Automatische Echtzeitwarnungen
«Diese hochmoderne Technologie liefert automatische Echtzeitwarnungen für den Nachschub in den wichtigsten Bereichen unserer Filialen», sagt Robin DeMers, Walmart-Verantwortliche für Ladenoptimierung. «Sie ändert zudem für unsere Angestellten die Art und Weise, wie sie arbeiten und den Kunden das bestmögliche Erlebnis bieten können.»
Aber wie funktioniert das?
1. Computer-Vision-Kameras sind an verschiedenen Stellen im Geschäft installiert und direkt auf die Regale gerichtet. In festgelegten Abständen scannen die Kameras die Regale.
2. Sobald ein Produkt nicht mehr vorrätig ist, wird der Nachschub über die bestehenden Inventarsysteme ausgelöst.
3. Ein Mitarbeiter erhält die Warnung und füllt das Regal so schnell wie möglich wieder auf.
Bereits seit drei Jahren betreibt Walmart in New York eine Filiale als KI-Testbetrieb. Auch dort wurde die Technologie für die raschere Bereitstellung des Nachschubs oder die Kontrolle der Produktefrische geprüft. Und nebenbei wurde damit auch das Käuferverhalten zu beobachtet.
Wie zu erwarten war, tauchte früh die Frage nach der Gefährdung der Privatsphäre und Datenschutzregeln auf (hier). Immerhin fallen durch das KI-System jede Sekunde 1,6 Terabyte an Daten an.
Gegenüber dem TV-Sender ABC beschwichtigte Mike Hanrahan, der für das Projekt «Intelligent Retail Lab» veranwortliche Walmart-Manager: Die Privatsphäre der Kunden sei geschützt, es befänden sich zudem keine Kameras in der Nähe der Apotheke oder Toiletten.
«Inkompatibel» für Europa?
Allerdings ist schwer vorzustellen, wie die neue Technologie mit den europäischen Datenschutzbestimmungen in Einklang zu bringen wäre – käme sie denn überhaupt jemals über den Atlantik. Ein Bericht des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zum Thema KI im Detailhandel von 2021 vermerkte beispielsweise: «Eventuell inkompatibel mit europäischen Datenschutzbestimmungen.»
Betrachtet man die KI-Technologie in Kombination mit Kameraüberwachung in Filialen, so erscheint diese Einschätzung noch berechtigter.
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