Verein will Marktmacht von Coop und Migros juristisch bekämpfen

Die neue Organisation «Faire Märkte Schweiz» möchte die Position der Bauern und Konsumenten verstärken.

5.07.2023
image
In der Schweinemast sind die Kosten für höheres Tierwohl nicht ganz gedeckt. Bild: Kenneth Schipper Vera on Unsplash von: on Unsplash
Ganz offiziell ist es noch nicht – inoffiziell wurde es gegenüber dem «Tages-Anzeiger» und dem «Schweizer Bauer» bestätigt: Ein neuer Verein namens «Faire Märkte Schweiz» (FMS) will sich einerseits für eine bessere Entschädigung der Bauern, andererseits für günstigere Preise etwa im Bio-Bereich einsetzen.
Hinter der Projekt sehen unter anderem der Ökonom Mathias Binswanger und Stefan Flückiger, Co-Geschäftsführer beim Schweizer Tierschutz. Im Vorstand aktiv ist zudem Werner Locher, Sekretär der bäuerlichen Interessengemeinschaft für fairen Milchmarkt, sowie der Anwalt Hans Peter Kehrli.
Flückiger bestätigte den Sachverhalt gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Die Idee des FMS: Erstens profitierten Migros und Coop von einer monopolähnlichen Situation. Zweitens sei die Wettbewerbskommission (Weko) eher passiv in dieser Frage. Drittens erhielten die Bauern deshalb kaum kostendeckende Zuschläge beispielsweise für Bio-Anbau oder für die Beachtung des Tierwohls. Dennoch seien – viertens – die Preise für jene Produkte bei Migros und Coop überaus hoch.

«Preisaggressiver»

«Kleine und mittlere Abnehmer und Zulieferer von relativ marktmächtigen Unternehmen stehen immer stärker unter Druck», so Flückiger zum Tagi: Das Klima sei «preisaggressiver» geworden.
«Wir legen den Fokus gezielt auf missbräuchliche Verhaltensweisen marktmächtiger Unternehmen sowie unfaire Handelspraktiken und zeigen entsprechende Fälle transparent auf», so die Darstellung auf der neuen Website der Organisation.
Der FMS will nun eine Beratungsstelle einrichten, bei der sich die Bauern melden können. Juristen überprüfen dort den Fall – und leiten ihn, wenn sie Indizien für einen Verstoss sehen, anonymisiert an die Weko weiter.
Die Bauern müssen also nicht befürchten, mit ihrem mächtigsten Abnehmer in Konflikt zu geraten – und die Weko würde von Amtes wegen aktiv und könnte dann den Verdacht auf Marktmissbrauch überprüfen.
«Wir bauen ein Expertennetzwerk auf, das Kompetenzen bündelt und Auskunfts- und Beratungsleistungen anbietet», so der Verein weiter: «Wir recherchieren und gewinnen Erkenntnisse und fördern durch Kampagnen eine Sensibilisierung für faire Märkte in der Öffentlichkeit und Politik.»
Der Beirat des Vereins FMS setzt sich zusammen aus:
  • Mathias Binswanger, Professor für Volkswirtschaftslehre FHNW:
  • Jürg Birri, Vertreter Stiftung ProCare.
  • Rolf Iten, Ökonom, Forschungs- und Beratungsunternehmer.
  • Pius Odermatt, Agrarökonom.
  • Paul Richli, Rechtswissenschaftler, ehem. Rektor Universität Luzern.
  • Thomas Wallimann, Theologe, Wirtschaftsethiker.

  • food
  • coop
  • migros
  • bio
  • landwirtschaft
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin

Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.

image

Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite

Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.

image

Einst Migros, jetzt Coop: Transgourmet schluckt Saviva

Der Gastro-Zulieferer wird mit allen Mitarbeitern von der Coop-Grosshandels-Tochter übernommen.

image

Weshalb die Gehälter im Detailhandel so tief sind

Im Grunde entlöhnen Detailhandel- und Konsumgüter-Branche zurückhaltender als das Gastgewerbe.

image

Schluss mit der Tierquälerei: Zulassung für kultivierte Foie Gras in der Schweiz beantragt

Ein französisches Unternehmen will seine Entenleber-Pastete in ganz Europa und den USA ausrollen.

image

Passugger holt Jungunternehmer in Geschäftsleitung

Der 29-jährige Thomas Schreiber aus Chur ist regional verwurzelt – und soll zugleich zukunftsorientierte Denkweisen einbringen.