Textilrecycling-Anlage in Winterthur: Bau soll im ersten Halbjahr 2023 starten

Das britische Startup Worn Again hat in einer Finanzierungsrunde 30 Millionen Franken für eine Testanlage gesammelt. Beteiligt sind Sulzer und H&M.

12.10.2022
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Gebrauchte Stoffe werden wieder zu verwendbaren Stoffen | Bild: PD Worn Again
Das britische Unternehmen Worn Again Technologies hat eine Finanzierungsrunde in der Höhe von 30 Millionen Franken für eine Pilotanlage zum Rezyklieren von Textilien in Winterthur abgeschlossen. Haupteigner der 2005 gegründeten Technologiefirma sind die Schweizer Sulzer Chemtech und der schwedische Textilhandelskonzern H&M. Ebenfalls an Bord ist die Polymer Processing Solutions Division des Konzerns Oerlikon.
Für die Textilindustrie wäre die Innovation von Worn Again ein Durchbruch: Gebrauchte Kleidungsstücke aus gemischten Baumwoll- und Polyesterfasern, die heute zu 75 Prozent auf dem Müll landen, könnte fast vollständig wieder verwertet werden. Worn Again erhält mit Hilfe des strategischen Partners Sulzer nun die Möglichkeit, die wissenschaftliche Innovation zur Entflechtung gemischter Textilfasern in grösserem Umfang in Realität umzusetzen.

Fabrik beim Sulzer-Hauptsitz

Für Worn Again Technologies stelle dieser Erfolg «einen Meilenstein in der Kommerzialisierung von Kreislaufstrategien für schwer zu recycelnde Gewebemischungen dar», schreibt das Unternehmen. Insgesamt stünden jetzt rund 47 Millionen Franken für die Erreichung des Recyclingbetriebs zur Verfügung, der in der Nähe des Sulzer-Hauptsitzes in Winterthur zu stehen kommen soll. Laut Sulzer Chemtech haben die Ingenieurarbeiten gestartet, die Errichtung der Fabrik werde im ersten Halbjahr 2023 beginnen.
Video von Sulzer zur Technologie von Worn Again | Quelle: Youtube/Sulzer
Dort sollen pro Jahr bis zu 1000 Tonnen an gebrauchten Textilien rezykliert werden. Bisher seien Technologien zur Rückführung von alten Textilfasern in neue, qualitativ hochwertige Fasern sind so gut wie nicht vorhanden gewesen, schreibt Sulzer auf seiner Homepage. Die Schwierigkeiten lägen in den «ziemlich komplexen Systemen (...), die verschiedene Arten von Fasern, Farb-, Füll- und Zusatzstoffen enthalten und daher schwierig zu recyceln sind».

Gemischte Texilien werden getrennt

Die Innovation aus England schaff es offenbar, diesen gordischen Knoten zu öffnen. Damit würde es möglich, die heute am häufigsten anzutreffenden Mischtextilien aus Baumwolle und Polyester aufzudröseln, zudem von Farben und anderen Zusätzen zu trennen und wiederzuverwerten. Natürliche Rohstoffe wie die Baumwolle beenden den Prozess dabei als Zellulose-Zellstoff, das Polyester als wiederverwendbare Polyesterpellets.
Torsten Wintergerste, Divisionsleiter von Sulzer Chemtech und Verwaltungsratspräsident von Worn Again Technologies, gibt sich überzeugt von den neuen Möglichkeiten des Textilrecyclings: «Wir glauben fest an die Mission von Worn Again Technologies und sind entschlossen, ihren Erfolg zu sichern. Deshalb haben wir das Unternehmen durch Investitionen sowie mit unserem führenden Know-how in der Polymerverarbeitung und unserer Infrastruktur unterstützt.»
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