Snus statt Zigis: Weshalb Philip Morris nach Swedish Match greift

Der US-Riese prüft die Übernahme des schwedischen Tabak-Konzerns. Denn Swedish Match zeigt, wie man im 21. Jahrhundert Nikotin verkauft.

10.05.2022
image
Produktion von «General»-Snus in Göteborg | Bild: Peter Knutson / PD Swedish Match.
Das Unternehmensmotto von Philip Morris lautet derzeit: «Delivering a Smoke-Free Future». Denn der amerikanische Tabakkonzern mit grossen Produktions- und Forschungs-Ablegern in der Schweiz will bekanntlich weg von Marlboro & Co.
Dazu passt eine Meldung, die das «Wall Street Journal» heute publizierte: Philip Morris International will Swedish Match übernehmen. Der Tabakkonzern aus Stockholm bestätigte inzwischen, dass Verhandlungen laufen.
Es gebe jedoch keine Gewissheit, dass ein Kaufangebot zustande kommt – und zu welchen Bedingungen. Laut den Quellen des WSJ könnte Swedish Match mit rund 15 Milliarden Dollar bewertet werden. Es wäre eine stolze Summe für ein Unternehmen, das gut 2 Milliarden Dollar Umsatz erzielt.

Kauen statt rauchen

Der Grund für das Interesse der Amerikaner zeigt sich im Geschäftsbericht von Swedish Match: Zwar ist die 1917 vom schwedischen «Zündholz-Zar» Ivar Kreuger gegründete Firma ebenfalls schwergewichtig im Tabak-Geschäft tätig – aber sie ist kaum noch abhängig von Rauchwaren. Neben einzelnen Spezialprodukten wie Pfeifentabak und Zigarren sowie Feuerzeugen und Streichhölzern setzt Swedish Match massiv auf Snus beziehungsweise Nikotinbeutel sowie auf Kautabak.
Konkret: 67 Prozent des Umsatzes und 74 Prozent der Gewinne (Ebitda) werden mit Smokefree-Produkten erzielt. Und der Anteil dieser Bereiche wuchs in den letzten Jahren rasant – insbesondere im nordamerikanischen Markt.

Tropfen auf den heissen Stein

Die Übernahme der Schweden würde Philip Morris also dem Ziel einer rauchfreien Zukunft ein Stückchen näher bringen, und zwar ohne dass die Verwurzelung in der Tabakpflanze aufgegeben werden müsste. Mit der Dampfermarke Iqos strebt PM bekanntlich dasselbe Ziel auf anderem Weg an. In Zahlen: Bis 2025 will Philip Morris die Hälfte seines Umsatzes mit Smokefree-Produkten erzielen.
Philip Morris erzielte im letzten Geschäftsjahr einen Umsatz von 82,2 Milliarden Dollar. Swedish Match erzielte 2021 einen Umsatz von gut 2 Milliarden Dollar.
Mit anderen Worten: Die Übernahme wäre, wenn sie denn zustande kommt, wäre nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Aber eben: Swedish Match konnte beispielsweise die Verkäufe seiner Nikotin-Pouche-Marke «Zyn» im US-Markt 2021 um 52 Prozent steigern konnte.
Das deutet an: Der stattliche Preis wäre der Preis für eine Growth-Idee.
  • industrie
  • non-food
  • tabak
  • philip morris
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Trotz Hitzesommer nur mässig Lust auf Glacé

Rund 57 Millionen Liter industriell hergestelltes Speiseeis wurden 2023 hierzulande konsumiert. Ein Minus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

image

Der Schweizer Sportmarkt hält sein Umsatzniveau knapp

Im letzten Jahr gingen die Umsätze – nach zwei starken Jahren – leicht zurück. Fürs laufende Jahr ist GfK auch eher skeptisch.

image

Temu & Co drücken Schweizer Online-Handel spürbar nach unten

Dies meldet die Swiss Retail Federation. Nun müsse die Politik eingreifen, fordert der Verband.

image

Alprausch bei Otto's

Mark Ineichen hat die Rechte an der einst sehr hippen Outdoor-Marke übernommen.

image

«The Green Mountain» wird erneut ausgezeichnet

Die Hilcona Taste Factory sammelt Auszeichnung um Auszeichnung. Die neuste: Der «Peta Vegan Food Award 2024»» für das bestes vegane Steak.

image

Barry Callebaut: Mehr Absatz, mehr Umsatz – und doch schlechteres Resultat

Der Zürcher Schokoladekonzern konnte die steigenden Beschaffungspreise im ersten Halbjahr recht effizient weiterreichen.