Rückschlag beim Labelfleisch: Wer will schon glückliche Schweine?
Bio, Demeter, KAG Freiland, Weiderind, Naturabeef: Solche Labels kümmern die Kundschaft wieder weniger. Der Schweizer Tierschutz spricht schon von einer «Tierwohlkrise».
25.05.2022null von: Camila Gallon on UnsplashDer Fleischkonsum steigt wieder – aber der Anteil an tierfreundlich erzeugtem Labelfleisch sinkt. Dies besagt die neue Label-Statistik des Schweizer Tierschutz STS. Die Organisation erklärt die Entwicklung mit einem fehlenden Interesse und falschen Anreizen sowohl bei den Detailhändlern als auch im Gastro-Sektor. Zugleich hätten sich die Prioritäten der Kundschaft verschoben.
In Zahlen: In der Schweiz wurden im letzten Jahr in den Hauptkategorien Rind, Kalb, Poulet und Lamm 86,5 Millionen Tiere geschlachtet; vor zwei Jahren waren es noch 83,1 Millionen gewesen. Dabei sank der Anteil von Labeltieren aus tierfreundlicher Haltung von 12,2 auf 12,0 Prozent.
Trends wie bio, regional, fair und nachhaltig wurden beflügelt. Die grosse Ausnahme waren Tierwohlprodukte.
«Die negative Entwicklung beim Labelfleisch ist für den STS alarmierend», sagt Stefan Flückiger, Geschäftsführer Agrarpolitik beim STS. Die veränderte Lage im Pandemie-Jahr habe für den nachhaltigen Konsum zwar verschiedene Wachstumsimpulse erzeugt; Trends wie bio, regional, fair und nachhaltig wurden beflügelt. Die grosse Ausnahme waren jedoch Tierwohlprodukte.
Offensichtlich hinterlässt die sich öffnende Preisschere im Detailhandel ihre Wirkung: Wenn Label-/Bioprodukte bis doppelt so teuer sind wie konventionelle Fleisch-, Eier- oder Milchangebote, dann wirkt sich das negativ auf die Tierhalter und die Tiere aus.
Hier Masthühner, da Legehennen
Als speziell problematisch bezeichnet der STS die Lage bei den Masthühnern: Bei den Poulets liegt der «tierfreundliche» Anteil deutlich unter 10 Prozent – und er ging im letzten Jahr weiter zurück, auf 8,1 Prozent. (Den Rahmen bildet dabei, dass der STS die Haltung in konventionellen Ställen – ohne Auslauf und Weidehaltung – als nicht tiergerecht beurteilt.)
Dagegen ist die Nachfrage nach Bio- und Freilandeiern gross: Hier stieg der Anteil auf 85,5 Prozent. Über 85 Prozent der Legehennen in der Schweiz haben täglich Zugang zu einer Weide, meldet der STS.
Verdoppelt hat sich auch der Absatz von Labelmilch inklusive Bio-Qualität. Der Anteil der Milchkühe, die unter Labels mit deutlichem Tierwohl-Mehrwert gehalten werden, stieg aber im letzten Jahr auf 21 Prozent an.
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