Nestlé verkauft Babyfood-Marke in Nordamerika

Der irische Healthcare-Konzern Perrigo übernimmt die Marke Good Start und die Werke von Nestlé in den USA. Er investiert dafür 170 Millionen Dollar.

2.11.2022
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Das irische Unternehmen Perrigo erwirbt die amerikanischen und kanadischen Rechte an der Nestlé-Marke Good Start. Damit will Perrigo seine Produktionskapazitäten für Säuglingsnahrung in den USA erweitern. Die gesamte Investitionssumme beträgt 170 Millionen Dollar, wobei 60 Millionen für den Ausbau der Fabrik in Eau Claire, Wisconsin, bestimmt sind.
Vor dem Kauf der Gateway-Anlage habe Perrigo über unzureichende Kapazitäten verfügt, um die Nachfrage seiner 17 Handelsmarken-Kunden zu befriedigen, heisst es in der Meldung. Ziel sei es, die Säuglingsnahrung in Zukunft mit einem Rabatt von etwa 50 Prozenten gegenüber den grossen US- Marken zu verkaufen.

Die Sache mit der Babymilch-Krise

Im Hintergrund steht auch eine gewisse Verlagerung: Bekanntlich schlitterten die USA im Frühsommer in eine «Instant Formula»-Krise, nachdem ein wichtiges Werk des Marktführers Abbott ausgefallen war und es zu Hamsterkäufen kam. Dabei wurde definitiv offensichtlich, dass die Herstellungs-Kapazitäten in den USA eher knapp sind. Um die Notlage insbesondere bei spezialisierter Babynahrung zu lindern, liess die Regierung in Washington Nestlé-Produkte aus Europa mit der Air Force in die USA fliegen (was dem Schweizer Konzern nebenbei einen schönen PR-Auftritt bot).
ABC-Beitrag über den Einflug von Nestlé-Babyfood aus der Schweiz durch die US-Air-Force.
Nestlé hat zwar genügend Kapazitäten – etwa in einer 82 Millionen Franken teurer Produktionsanlage in Konolfingen –, und es ist mit eigenen Werken sowie insbesondere der Marke Gerber auch in den USA präsent; eine Spezialität dabei sind Angebote für Kinder mit besonderen Diät-Bedürfnissen.

Lockerung der Import-Regeln

Die Nestlé-Babymilch-Flüge finden immer noch statt – erst am 5. Oktober verkündete die Biden-Administration den Transport von 1,4 Millionen Dosen aus Europa. Doch gesetzlich ist der Import von Babynahrung in die Vereinigten Staaten ist bislang noch untersagt. Die Gesundheitsbehörde FDA arbeitet nun daran, die Bedingungen zu lockern und künftig die Einfuhr ausländischer Babynahrung zu erleichtern.
Kurz: Einerseits besteht ein Bedürfnis, die Kapazitäten in den USA selber zu vergrössern und zu verbreitern; hier liegt die Motivation fürs Investment von Perrigo. Andererseits eröffnet sich für Nestlé die Möglichkeit, auf einen Teil der Produktionskapazitäten in Amerika zu verzichten und den dortigen Markt auch aus der Schweiz oder aus Belgien zu beliefern – insbesondere mit teureren Angebteon oder den zunehmend spezialisierten Produkten des Konzerns.
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