Migros und Coop: Was gegen die Flaute in den Supermärkten zu tun wäre
Noch vor 20 Jahren waren sie die röhrenden Platzhirsche im Schweizer Detailhandel. Die Luft ist dünner geworden für Migros und Coop. Zeit für ein paar Kraftakte.
17.01.2023letzte Aktualisierung: 15.02.2023Bild: PD Coop
- Nach Covid ist nicht mehr wie während Covid: Die Pandemie bremste die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten bei Einkäufen im Ausland. Dieses Goody für die Detaillisten entfällt nun.
- Die Preisfrage ist entscheidend geworden: Inflation – ein lange Zeit vergessenes Phänomen – und Zukunftssorgen machen der Kundschaft zu schaffen; wenn noch nicht im Portemonnaie, so doch im Kopf. Daher kaufen sie günstiger ein – und weniger Premiumprodukte, etwa solche mit Bio- oder Fairtrade-Label.
- Discounter sind gesellschaftsfähig geworden, auch für weite Teile des Mittelstandes. Heute bieten sie ein breiteres Sortiment an und sind gar Vorreiter in einigen ESG-Bereichen (hier, hier). Die Qualität ist gut. Warum also noch beim teureren Vollsortimentler einkaufen? Migros und Coop täten gut daran, einen Blick nach England zu werfen: Dort überholen Aldi und Lidl – seit 30 Jahren im Land – manche Alteingesessen der Branche gerade im Turbomodus.
- Die persönliche Bindung an Migros und Coop (Migi-Chind, Coop-Chind) verschwindet allmählich. Die jüngeren Generationen sind eher online unterwegs, wo Gefühle der Verbundenheit weniger zählen. Eingekauft wird, wo es am bequemsten und billigsten ist.
Drei Vorschläge
- Fokus auf günstige Produkte: Das Qualitätsniveau der Billig-Linien Prix Garantie und M-Budget ist heute viel höher als zu Beginn, selbst in Sachen Umwelt und Fairtrade. Das günstigste Sortiment unterscheidet sich kaum noch von dem der mittleren Eigenmarken (M-Classic und Coop Prix & Qualité). Nötig ist eine Flurbereinigung: Eine eigene Hausmarke genügt, die einerseits so günstig ist wie das Sortiment beim Discounter, andererseits gute Qualitätsstandards einhält (etwa IP-Suisse oder Fairtrade). Das spart Herstellungs- und Marketingkosten. Denn: Nachhaltigkeit in allen Punkten ist heute Standard und kein Alleinstellungsmerkmal mehr.
- Fokus auf Güter des täglichen Bedarfs: Warum soll die Migros Brillen und Hörgeräte verkaufen? Wieso sollen die Kunden auch noch ein Coop-Fitnesscenter zur Auswahl haben, da es doch bereits genug andere gibt? Hier können die Konzerne schlanker werden und Kosten im Overhead sparen.
- Fokus auf die Zentrale: Die Schweiz ist klein genug, um nur eine Zentrale zu haben. Vor allem die Migros kann Geld sparen, indem sie die veraltete Regionalwirtschaft ihrer Genossenschaft schliesst.
Mutige vor!
Matte Zufriedenheit
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
Denner: +1.1 Prozent. Fenaco: +1.2 Prozent.
Die ersten Signale aus der Lohnrunde im Detailhandel stellen klar: Es reicht bestenfalls für den Teuerungsausgleich. Und auch das nur knapp.
Unilever streicht deutlich weniger Jobs als befürchtet
Im Sommer plante der Konsumgüter-Gigant noch den Abbau von 3'200 Stellen. Nun dürften noch halb so viele Jobs betroffen sein.
Was ist der direkteste Weg zur Würfelbouillon?
Eine britische App führt die Kunden durch den Supermarkt – entlang dem Einkaufszettel. Auf Wunsch auch nach dem Prinzip Kochbox.
Temu und Shein: 13 Verbände fordern den Bundesrat zum Handeln auf
Dabei soll die Regierung möglichst noch vor dem Weihnachtsgeschäft ein deutliches Signal aussenden.
Das Pflanzen-Steak darf Steak genannt werden
Und Veggie-Wurst ist Wurst: Das oberste Gericht der Europäischen Union wandte sich gegen die Fleisch- und Milch-Lobby. Ein Entscheid, der auch fürs Marketing in der Schweiz bedeutsam ist.
Parkplätze vor dem Laden? Lieber nicht!
Neue Daten zur ewigen Parkplatz-Debatte: In Shopping-Zonen könnten parkierte Autos den Einkaufsbummel eher verderben.