Margenkonflikt: Coop- und Nestlé-Chefs äussern sich markig
Mars sei «unverschämt» bei Preisforderungen, sagt Coop-CEO Philipp Wyss. Nestlé-Chef Mark Schneider nimmt bei deutschen Retailern «eine verzerrte Schuldzuweisung» wahr.
14.10.2022Coop-CEO Philipp Wyss | Bild: PD CoopDer Kampf um Margen im aktuellen Inflations- und Krisenumfeld geht – zumindest verbal – in die nächste Runde. Wie die Lebensmittelzeitung berichtet, hält Philipp Wyss, CEO von Coop Schweiz, «die Mehrkosten und die Anforderungen der Industrie, vor allem der Grosskonzerne und -Lieferanten wie Mars» für «unvernünftig». «Da muss man dagegenhalten.»
Er erachte den Lieferanten Mars für «einfach unverschämt». Deswegen hätte Coop dessen Produkt Ben’s Original Trockenreis im grossen Stil ausgelistet. Weitere ausgelistete Artikel sind etwa Balisto-Peanuts oder Crave-Hundefutter.
Wyss: Coop mit 1,8 Prozent Marge
Coop bliebe von 100 Schweizer Franken Umsatz im Durchschnitt nur 1,80 Franken Gewinn übrig, während die Weltkonzerne wie Mars zweistellige Gewinnmargen generierten. Mars etwa, so Wyss gegenüber der Zeitung, habe eine pauschale Preiserhöhung veranschlagt, ohne die Mehrkosten für Verpackung, Energie sowie Rohmaterial im Einzelnen auszuweisen. Das sei intransparent und gehe zu weit.
Coop investiere bereits stark in die Preise, so Wyss weiter. Trotz der Teuerung von 3 Prozent seien die Preise in den Coop bis Ende August nur um 0,7 Prozent gestiegen. Der Detailhändler setzt nun auf eine Stärkung der günstigen Eigenmarke Prix Garantie, dessen Sortiment in diesem Jahr auf 1400 Artikel ausgeweitet worden sei.
Coop hält an Investitionen fest
Trotz Margendruck halte Coop aber an den geplanten Investitionen in die Filialen fest. So soll deren Zahl von 960 auf 1000 erhöht sowie bis 2025 500 Märkte sowie Einkaufszentren modernisiert werden.
Derweil berichtet dasselbe Medium von ebenso markigen Worten von der Gegenseite: Nestlé-CEO habe an der Jahrestagung des Markenverbandes in Berlin geklagt, ihn schmerze die Kritik «einiger grosser deutscher Einzelhändler». Gemeint sind etwa Rewe und Edeka. Die beiden deutschen Detailhandelsriesen weigern sich, die ihrer Ansicht überhöhten Einkaufpreise von Konzernen wie Mars zu zahlen.
Schneider: Nestlé-Preise gleichen Inflation nicht aus
Als Folge beliefert der US-Konzern die Supermarktketten seit einigen Tagen nicht mehr. Die Chefs von Edeka und Rewe, Markus Mosa und Lionel Souque, haben den Herstellern in den vergangenen Wochen vorgeworfen, teils ungerechtfertigte Preiserhöhungen zu fordern.
Schneider sieht eine «verzerrte Schuldzuweisung» der Händler in Deutschland. Nestlé habe zwar die Preise erhöht, dies reiche aber nicht, um die Inflation auszugleichen.
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