Lush bezahlt seinen Abschied von den sozialen Medien teuer

2021 kehrte der britische Beauty-Händler TikTok und Co. den Rücken. Dann litten Umsatz und Gewinn wohl wesentlich heftiger als erwartet.

11.07.2023
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Lush-Filiale in Bern | Bild: PD Lush
Vor zwei Jahren verabschiedete sich der Londoner Händler von Düften und Beautyprodukten Lush aus den sozialen Medien. Das Unternehmen wollte seine Kunden von den schlechten Einflüssen von Facebook, Instagram, TikTok und Snapchat schützen – und nahm deshalb Umsatzeinbussen 10 Millionen Pfund (heute: 11,4 Millionen Franken) in Kauf. Dies war die Erwartung, welche das Management damals äusserte.
Doch das war eindeutig zu tief geschätzt, gibt nun CEO und Co-Gründer Mark Constantine gegenüber der Zeitung «Telegraph» zu. Die Abwesenheit auf den digitalen Werbekanälen, auf denen sich insbesondere die jungen, kauf- und lush-affinen Generationen tummeln, könnte einen herben Umsatzrückgang zur Folge haben, so Constantine.
Wörtlich sagte der Lush-CEO: «Damals schätzten wir, dass es sich um 10 Millionen Pfund Umsatz handeln könnte, aber es könnten auch 10 Millionen Pfund Gewinn oder 10 Prozent unseres Markenumsatzes von 800 Millionen Pfund (also 80 Millionen Pfund) gewesen sein. Wir wissen es einfach nicht.»
Lush: 800 Millionen Umsatz mit duftenden Seifen
Die 1995 im Londoner Soho-Quartier von Mark Constantine gegründete Handelsunternehmen ist bekannt für seine bunten und stark riechenden Beautyprodukte mit «special effects». Im Geschäftsjahr 2021/22 setzte Lush rund 800 Millionen Franken um. Das Unternehmen betreibt weltweit 900 Filialen mit Schwerpunkten in Grossbritannien, Japan und der EU.
In der Schweiz gibt es zurzeit 18 Lush-Filialen. Eine weitere soll im Herbst 2023 im ehemaligen Manor-Warenhaus an der Zürcher Bahnhofstrasse eröffnet werden.
Während das Unternehmen im Geschäftsjahr 2020/21 (mit Abschluss Ende Juni) noch einen Gewinn von 22 Millionen Pfund erreicht hatte, stand Ende Juni 2022 ein Minus von 260'000 Pfund in der Erfolgsrechnung. In den ersten sechs Monaten des letzten Jahres alleine war der Umsatz auf dem Kontinent um 30 Prozent gesunken.
Constantine macht dafür zwar vor allem den Imageverlust durch den Brexit und die Inflation in Europa verantwortlich. Doch zweifellos hat auch der Schritt weg von Social media, den Lush als Akt der sozialen Verantwortung darstellt, stark zum Zahlendesaster beigetragen.
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