Labor-Fleisch kann koscher und halal sein

Gut möglich, dass In-Vitro-Schnitzel die Querelen um Schächt-Fleisch und Schächt-Verbote bald entspannen werden.

14.09.2023
image
Symbolbild: Alexandra Lee on Unsplash von: on Unsplash
Dürfen streng islamische Gläubige ein Steak aus In-Vitro-Zucht verzehren? Ist ein Hühner-Kebab aus kultiviertem Fleisch für orthodoxe Juden rechtens? Das ist für die Hersteller eine sehr umsatzrelevante Frage. Und wie es jetzt scheint, dürfte die Antwort positiv ausfallen.
So liess «Good Meat», eine Entwicklungsfirma aus Kalifornien, jetzt drei islamische Sharia-Experten eine Einschätzung machen. Deren Urteil: Ja, Laborfleisch ist mit den religiösen islamischen Gesetzen vereinbar. Eine Bedingung ist aber, dass das Fleisch, dessen Zellen dann im Laborbetrieb vermehrt wurde, von einem Tier stammt, welches nach islamischer Vorschrift geschlachtet wurde.
«Good Meat» hatte Ende Juni in den USA die Bewilligung erhalten, aus Zellen kultiviertes Fleisch zu vermarkten; nun beginnt das Unternehmen damit, Hühnerfleisch-Produkte in der gehobenen Gastronomie zu testen.

Es geht um einen Riesen-Markt

Zuvor hatte erst Singapur den Verkauf von Fleischzellen-Produkten erlaubt. Dort startete Good Meat sein Marketing bereits 2020, und das israelische Startup Aleph Farms (bei dem auch die Migros engagiert ist) brachte im April entsprechende (Rinds-)Steak-Stücke auf den Markt.
Das Sharia-Urteil ist von grosser wirtschaftlicher Relevanz, da etwa ein Viertel der Weltbevölkerung «halal» ernähren möchten.
Zugleich erhielten die Laborfleisch-Hersteller noch mehr Unterstützung: In Israel befand die Orthodox Union, dass das Hühnerfleisch der israelischen Firma Supermeat koscher ist.
Die Orthodox Union ist die wichtigste und anerkannteste Organisation zur Beurteilung solch religiöser Fragen.
Hier argumentierten die Rabbis, dass das aus Zellen gezüchtete Hühnerfleisch den Anforderungen entspreche, weil die Hühner wie auch die Zellen nicht mit tierischen Zutaten gefüttert worden waren – und weil die Zellen einem befruchteten Ei entnommen worden waren, bevor Bluttropfen erschienen.
Supermeat (an der die Migros ebenfalls beteiligt ist) will jetzt mit der Orthodox Union allgemeinere Koscher-Regeln für die Produktion von In-Vitro-Fleisch entwickeln.
  • Hattip: «Vegconomist» — Weitere Quellen: «Times of Israel», «Reuters».

  • fleisch
  • vegan
  • food
  • industrie
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Migros Bio: Wo die Knospe drauf ist, ist Schweiz drin

Ausländische Bio-Angebote werden nicht mehr mit dem bekannten Knospen-Signet ausgezeichnet.

image

Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite

Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.

image

Einst Migros, jetzt Coop: Transgourmet schluckt Saviva

Der Gastro-Zulieferer wird mit allen Mitarbeitern von der Coop-Grosshandels-Tochter übernommen.

image

Weshalb die Gehälter im Detailhandel so tief sind

Im Grunde entlöhnen Detailhandel- und Konsumgüter-Branche zurückhaltender als das Gastgewerbe.

image

Schluss mit der Tierquälerei: Zulassung für kultivierte Foie Gras in der Schweiz beantragt

Ein französisches Unternehmen will seine Entenleber-Pastete in ganz Europa und den USA ausrollen.

image

Passugger holt Jungunternehmer in Geschäftsleitung

Der 29-jährige Thomas Schreiber aus Chur ist regional verwurzelt – und soll zugleich zukunftsorientierte Denkweisen einbringen.