Deutschland: Jeder dritten Food-Firma droht die Pleite

Die Branche warnt: Die Energiepreise könnten unkalkulierbare Kaskaden auslösen, 200'000 Stellen stünden auf der Kippe.

18.09.2022
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Lebensmittel-Hersteller sind Energiefresser: Brot-Produktion  |  Bild von: DDP on Unsplash
Natürlich: Branchenverbände sind dazu da, für ihre Mitglieder zu trommeln. Und das tun sie auch, indem sie ihre Lage in Krisenzeiten möglichst düster darstellen. Aber dieser Aufruf der deutschen Food-Hersteller tönt doch wie eine dramatische Warnung: Bis zu 30 Prozent der Nahrungsmittel-Firmen in Deutschland stünden am Abgrund. Bei den heutigen Energiepreisen drohe die Insolvenz.
Dies besagt eine Umfrage des Verbands der Ernährungswirtschaft (VdEW), einer Vereinigung mit Sitz in Hannover, die rund 300 Unternehmen umfasst. Konkret wurden die Firmenchefs gefragt, was die Folgen wären, wenn die Preise für Strom und Gas «nicht kurzfristig sinken».
Rechnet man die Zahlen hoch auf die ganze Branche, so wären bis zu 200'000 Arbeitspltze bedroht (denn insgesamt beschäftigt die Nahrungsmittelindustrie in Deutschland rund 650'000 Beschäftigte).

Fünfzehn Mal höhere Energiekosten

Mit seinem Communiqué erinnert der Verband daran, dass die Lebensmittel-Industrie oft auch sehr energieintensiv ist.
«Die Unternehmen müssen im Vergleich zum Vorjahr teilweise mehr als das Fünfzehnfache an Energiekosten zahlen», sagt Verbands-Geschäftsführer Vehid Alemić: «Das sind teilweise Millionenbeträge. Vor allem kleinen und mittleren Unternehmen fehlt dafür die Liquidität.»

Viele Vorprodukte-Hersteller

Laut Alemić würde eine Pleitewelle die ganze Liefer-Ketten-Problematik verschärfen. Leere Regale drohten, denn: «Viele der Betriebe stellen Vorprodukte für andere Lebensmittel her. Fallen diese weg, betrifft das eine Vielzahl weiterer Hersteller.» Die Folgen für alle Konsumenten seien unkalkulierbar.
Die Umfrage führt denn auch zur Forderung an die Politik, sofort einen Preisdeckel für Strom und Gas einzuführen.
Die Unternehmen in der Branche, unter denen viele traditionsreiche Familienbetriebe sind, würden sich nicht grundsätzliche vor Belastungen in der Krise scheuen: «Aber ohne ganz konkretes und schnelles Handeln von der Bundesregierung, haben sie keine Chance, zu überleben.»
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