Die deutschen Detailhändler erlitten im ersten Halbjahr dieses den stärksten Umsatzeinbruch seit 28 Jahren. Im Juni fielen ihre Verkäufe inflationsbereinigt um 8,8 Prozent tiefer aus als im Juni 2021. «Das ist der gröwwte Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994», kommentiert das
deutsche Bundesamt für Statistik, das die Zahlen veröffentlichte.
Der Detailhandel mit Lebensmitteln verbuchte im Juni 2022 im Vergleich zum Vormonat einen realen (also inflationsbereinigten) Umsatzrückgang von 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2021 fiel der Umsatz um 7,2 Prozent. Damit lag der Food-Umsatz in konstanten Preisen auf dem tiefsten Stand seit Juni 2016.
Der Rückgang sei vermutlich vor allem den gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet (+1,0 Prozent zum Vormonat, +11,9 Prozent zum Vorjahresmonat). Auch der Umsatzanstieg in der Gastronomie – die nun wieder Covid-Restriktionen abwerfen konnte – dürfte den Lebensmittelhandel gebremst haben.
Textilien: Erholung gebremst
Der Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln verzeichnete im Juni 2022 gegenüber dem Vormonat einen realen Umsatzrückgang von 3,3 Prozent – also deutlicher als im Food-Bereich. Besonders der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren konnte den positiven Trend des bisherigen Jahresverlaufs nicht fortsetzen und erzielte ein deutliches Minus von 5,4 Prozent zum Vormonat und von 10 Prozent zum Vorjahresmonat.
Das heisst auch: Im Vergleich zum Juni 2019 liegt der Umsatz aber noch knapp 14 Prozent – also sehr deutlich – unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie.
Auch der Internet- und Versandhandel verbuchte gegenüber dem Vormonat einen Umsatzrückgang von 3,8 Prozent und liegt deutlich unter dem Wert des Vorjahresmonats (-15 Prozent), der den grössten Rückgang zum Vorjahresmonat seit 1994 bedeutete.
Hier fällt der Vor-Covid-Vergleich allerdings anders aus: Im Vergleich zum Juni 2019 liegt der Umsatz des Web- und Versandhandels noch 22 Prozent höher.
Schlechte Konsumstimmung für die kommenden Monate
Es ist zu erwarten, dass die schlechten Detailhandels-Zahlen sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen werden. Denn das
Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland sackte auf ein Allzeit-Tief ab – nachdem es bereits im Vormonat auf niedrigem Niveau stagniert hatte. Zurückzuführen sei die starke Eintrübung der Konsumenten insbesondere auf die Energiesorgen, teilt der Handelsverband mit.
In den kommenden drei Monaten sei folglich mit Konsumzurückhaltung zu rechnen.
Das HDE-Konsumbarometer erscheint monatlich: Dafür werden 1'600 Personen zur Anschaffungsneigung, Sparneigung, zur finanziellen Situation und anderen konsumrelevanten Faktoren befragt.
Absturz: Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschland seit 2016 | Grafik: HDE