Russland: Danone und Carlsberg unter Staats-Kontrolle

Die Nahrungs- und Konsumgüter-Konzerne mit Anlagen in Putins Reich sitzen nun wohl in der Falle.

17.07.2023
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Ein Schatten aus Stalins Zeiten: Moskau heute. Bild: Jean Colet on Unsplash von: on Unsplash
Wladimir Putin hat die Ableger von Carlsberg und Danone in Russland per Dekret unter Staatskontrolle gestellt. Konkret wurden die Brauerei Baltika – Carlsbergs Tochter in Putins Reich – sowie alle lokalen Ableger von Danone zur «vorübergehenden Verwaltung» an die Staatsbetriebs-Verwaltung Росимуществу übergeben.
Das hat massive Signalwirkung und konkrete Folgen. Denn sowohl Danone als auch Carlsberg waren daran, ihre russischen Ableger zu verkaufen; Carlsberg hatte dazu schon ein Memorandum mit einem (ungenannten) lokalen Käufer unterzeichnet.
«Die Massnahme wird nicht nur diese Transaktionen aussetzen, sondern möglicherweise auch alle Fusionen und Übernahmen mit Ausländern stoppen», mutmasst «Kommersant». Die Moskauer Wirtschaftzeitung zitiert anonyme Experten, laut denen das Putin Regime mit dem Schlag vermutlich darauf abzielt, den Abzug grosser Summen ins Ausland zu unterbinden – genau dies droht nach dem dem Verkauf solcher Firmenanteile. Eine Quelle äusserte die Vermutung, dass dasselbe nun auch anderen Strukturen grosser ausländischer Unternehmen droht: Sie könnten unter staatliche Kontrolle zu geraten.

Verkauf? Vergesst es.

Vermutlich würden nun alle M&A-Transaktionen mit Beteiligung von Ausländern ausgesetzt werden, so eine andere Quelle. Der Verkauf der russischen Tochter war insbesondere auch von Heineken geplant.
Nicht ganz akut bedroht scheint damit allerdings Nestlé. Der Schweizer Konzern hat seine Aktivitäten in Putins Reich auf ein Minimum reduziert; andererseits betreibt er dort noch Werke und Vertriebsstrukturen – sucht aber nicht den Verkauf.

Der Seiltanz

Jedenfalls ist die Nahrungsmittel- und Konsumgüter-Branche speziell im Visier. Denn diese Firmen können auch unter dem Sanktionsregime in einem gewissen Rahmen in Russland tätig sein. Dies führte im letzten Jahr sogar zu massiv höheren Umsätzen (mehr dazu hier); auf der anderen Seite geraten sie dadurch im Westen in Kritik (mehr dazu hier); und nun droht ihnen, dass jeglicher Ausstieg verunmöglicht wird.
Die ganze Entwicklung zeigt, wie sehr wirtschaftliche Aktivität in Russland zum Seiltanz geworden ist.
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