Coop verkauft Kundendaten an Lieferanten

Mit «Managed Audience» bietet der Detailhändler anonymisierte Datensätze mit Kundeninformationen aus der Supercard und von Coop.ch an.

14.09.2022
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Wer die Supercard-App nutzt, liefert Coop verwertbare Daten | Bild: PD Coop
Coop sitzt auf einem riesigen Berg Kundendaten – wie die meisten Detailhändler mit Kundenbindungs-Tools. Die Daten strömen per Supercard, Apps und den Einkäufen via Coop.ch auf die Server des Konzerns.
Sie sind pures Geld wert. Und wenn man sie ausbeuten kann, lässt sich neben dem margenarmen Verkauf von Brötchen und Unterhosen leicht zusätzlicher Gewinn generieren.
Genau dies bietet Coop seit neuestem unter dem Namen «Managed Audience» seinen Geschäftspartnern an – etwa Lieferanten. Wie die «Werbewoche» schon berichtete, wurde das neue Angebot am ersten «Coop Retail Media Update» Anfang September präsentiert.
Zunächst können Geschäftspartner von Coop von den Kundendaten profitieren und ihre zur jeweiligen Zielgruppe passende Werbung auf Medienportalen ausspielen.

Werbung auf Schweizer Medienseiten

Als Beispiele werden «Watson», «20 Minuten» und «Blick» genannt. In Frage kämen aber auch Youtube und andere digitale Plattformen. Mit einigen Medienpartnern seien entsprechende Tests durchgeführt worden.
Managed Audience sei zwar nicht die grösste Produkteinnovation seit Bestehen von Coop, «aber es ist etwas, auf das wir sehr stolz sind», wird Daniel Steiger, Leiter Digitale Services, zitiert. Coop besitze «ein sehr umfassendes Wissen um unsere Kundinnen und Kunden».
Dieses beruht auf getätigten Käufen in den Coop-Geschäften. Über Coop.ch und die Supercard-App würden zudem pro Jahr Informationen aus 130 Millionen Sessions einfliessen. Diese verschaffen umfangreiche Einsichten zum Online-Nutzungsverhalten.

Daten bleiben bei Coop

«Die Daten verlassen zu keinem Zeitpunkt das Coop-Datenuniversum», betont die Medienstelle der Genossenschaft auf Anfrage. «Die Verknüpfung der Werbeplatzierung mit der Zielgruppe basiert auf einer anonymen ID, die keine Rückschlüsse durch Dritte auf die Daten zulässt.»
Customer Targeting heisst die Methode, bei der digitale Werbung nach möglichst präzisen Zielgruppen ausgerichtet und platziert wird. Konkret: Familie Hösli kauft für ihre Zwillinge regelmässig Windeln und Babypuder bei Coop. Darob erhält sie online Reklame für familientypische Produkte präsentiert statt für typische Single- oder Rentnerwaren.
Die einzelnen Coop-Kunden werden Zielgruppen von mehreren tausend Personen zugeteilt und erhalten die für sie massgeschneiderten Werbeinhalten zu sehen.
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Supercard-Werbung | Bild: PD Coop Website
Das neue Angebot kommt gut an: «Die Feedbacks waren bisher positiv, und einige Interessenten haben sich bereits bei uns gemeldet», meldet die Medienstelle von Coop.
Dies obwohl das Unternehmen bis heute keine Informationen zu «Managed Audience» veröffentlicht hat.

Verwendung in AGB aufgeführt

Anzunehmen ist, dass Coop die Datenbündel auch in Preisverhandlungen mit den Lieferanten, wie sie üblicherweise im Herbst stattfinden, als Verhandlungspfand anbieten wird. So, wie es üblicherweise mit POS-Platzierungen, gemeinsamen Rabattaktionen und Werbung in den Medien der Detailhändler geschieht.
Coop verweist darauf, dass die Kunden «transparent in AGBs und Datenschutzbestimmungen» auf die Möglichkeit hingewiesen würden, dass deren Daten weitergereicht werden können. Zudem heisst es in den 2021 erneuerten Datenschutzbestimmungen der Supercard, es werde «vertraglich sichergestellt, dass keine über den konkreten Auftrag hinausgehende Verwendung der Daten durch das beauftragte Unternehmen stattfindet und dieses die Daten weder für eigene Zwecke verwendet noch einem Dritten weitergibt».
Die Kundinnen und Kunden haben eine Opt-out-Möglichkeit mittels Kündigung ihrer Supercard-Mitgliedschaft. Zudem wird gemäss Coop-Medienstelle aktuell eine Opt-out-Möglichkeit für die Profilbildung ausgerollt.
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