Weil Rewe keine Aktionsflyer druckt, lesen Kunden die von Aldi und Lidl
Der Umstieg von Papierprospekten auf digitale Werbung beim deutschen Detailhändler treibt einen Teil der Kundschaft zu den Handzetteln der Konkurrenz.
20.09.2023Zuerst die gute Nachricht für den deutschen Einzelhändler Rewe: Seit er vor gut drei Monaten die gedruckten Aktionsflyer abgeschafft und ganz auf digitale Werbekanäle gesetzt hat, sind weder Umsatz noch Kundenfrequenzen zurückgegangen. Die schlechte: Statt der Rewe-Papierwerbung liest die Kundschaft nun häufiger jene der Konkurrenten Aldi, Lidl und Edeka.
Das besagt eine Untersuchung des Forschungsinstituts IFH Media Analytics und der Agentur Media Central, aus der die «Lebensmittelzeitung» in einem Artikel zitiert. Sie wurde einen Monat nach der Abschaffung der Aktionsflyer von Anfang Juli mittels einer Befragung von 1'000 Konsumenten erstellt.
Die darin enthaltenen Umfrageergebnisse zeigen, dass einerseits zwei Drittel der Rewe-Kunden die Abschaffung der Papierreklame gutheissen. Andererseits hält nur die Hälfte von ihnen die App des Händlers für eine valable Alternative zum «Schweinebauch» – wie die Aktionsprospekte in der Branche genannt werden.
Für den zweitgrössten Retailer Deutschlands gravierender sind jedoch die folgenden Resultate der Befragung:
- 44 Prozent der Rewe-Kunden geben an, den Händler seit dem Verzicht auf die Papierprospekte «weniger im Blick» zu haben.
- 33 Prozent schauen sich vermehrt die Printwerbung der Konkurrenz an – insbesondere jene von Aldi, Lidl und Edeka.
Der Geschäftsführer von IFH Media Analytics, Andreas Rietkötter, hält deshalb die Einstellung der Prospekte durch Rewe für «grundsätzlich riskant». Zwar sei die Rewe-Stammkundschaft gegenüber dem Papier-Aus eher positiv eingestellt. Fraglich sei hinegen, ob Gelegenheits- und Impulseinkäufer sowie neue Kunden bereit seien, alternativ die Rewe-App zu installieren, auf der die Aktionsflyer erscheinen.
4 von 10 Franzosen bedauern ein Ende der Aktionsflyer
Auf die Frage, ob sie der Abschied von gedruckten Werbeprospekten betreffen würde (affecter), gaben in einer aktuellen Umfrage 40 Prozent der Franzosen «sehr» oder «etwas» (un peu) an. 55 Prozent antworteten hingegen mit «kaum» oder «gar nicht». Insgesamt konsultieren vier von fünf der Befragten regelmässig gedruckte Reklame.
Die Umfrage wurde vom Online-Institut YouGov aus Anlass der Abschaffung der Papierprospekte beim grössten französischen Einzelhändler E. Leclerc durchgeführt. Über die Zahl der Teilnehmer gibt es keine Informationen.
Eine Umfrage der französischen Post und des Instituts Ipsos von Ende August unter 2'500 Personen ergab, dass 70 Prozent wöchentlich gedruckte Werbung konsultieren. Jeweils rund 60 Prozent halten Wurfsendungen und adressierte Werbung für am geeignetsten, um Sparangebote wahrnehmen zu können.
Quelle: «LSA Conso» / «The Medialeader»
Was die Studie ebenfalls aufdeckt: Rewe spart seit Juli zwar Papier bei den eigenen Handzetteln, hat in dieser Zeit aber vermehrt in klassische Werbung – auch in gedruckten Zeitungen – investiert. Diese Entwicklung wird von Rewe indirekt bestätigt. Zudem haben laut «Lebensmittelzeitung» nicht alle der unabhängig geschäftenden Rewe-Kaufleute dem Papier den Laufpass gegeben. Und auch die Rewe-Verkaufslinien Penny, Toom, Nahkauf und Billa Österreich würden weiter am Handzettel festhalten.
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