Was würde eine Lohnerhöhung um 5 Prozent bei Migros und Coop bedeuten?
Ein Gewerkschafts-Ökonom ist der Frage nachgegangen.
1.09.2023Ihr Anteil an den Kosten ist gar nicht so gross: Angestellte in einer Coop-Hausbäckerei | Bild: PDDen Grossverteilern geht es gut, aber bei ihren Angestellten kommt das nicht an: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Migros, Coop und Co. mussten in den letzten vier Jahren einen ernsthaften Reallohnverlust verkraften.
Dies der Vorwurf, den die Gewerkschaften bei der letzten Lohnrunde erhoben – und den sie nun, im Lohnherbst 2023, wieder vorbringen.
Ein entscheidendes Argument dabei: Die Grossen könnten sich Reallohn-Erhöhungen durchaus leisten. SGB-Ökonom David Gallusser hat dazu jetzt eine Rechnung vorgelegt und in der Gewerkschaftszeitung «Work» veröffentlicht.
Ausgangspunkt sind die letztjährigen Reingewinne von Coop (562 Millionen Franken) und Migros (459 Millionen Franken). Würden die Löhne dieses Jahr nun um 5 Prozent erhöht, so erzielte Coop noch eine Gewinnmarge von über 1,5 Prozent (statt 2,5 Prozent). Bei Migros ergäbe sich eine Marge von rund 1 Prozent (statt 2,1 Prozent).
Wenig Folgen bei den Preisen?
Allerdings könnte man solche Margen doch als gefährlich tief betrachten. Gewerkschaftsökonom Gallusser geht auch darauf ein: Es gäbe ja auch noch die Möglichkeit, höhere Löhne den Kunden zu überwälzen – ob ganz oder teilweise.
Und er kommt zum Schluss: Selbst wenn Migros und Coop ihren Gewinn nicht schmälern wollten, sondern die höheren Personalkosten weiterreichen würden, hätte dies wenig Einfluss auf die Preise im Laden. Zumindest deutet dies der Rückblick an: Seit Anfang 2020 stiegen die Kosten der Lebensmittel-Detailhändler um 8,9 Prozent – die Löhne waren aber nur für 0,5 Prozent dieses Anstiegs verantwortlich.
Woraus gefolgert wird, dass auch substantielle Lohnerhöhungen im Preisgefüge keine starke Wirkung zeigen müssten.
Bei der Migros-Gruppe betrug der Personalaufwand im letzten Jahr knapp 6,1 Milliarden Franken bei Gesamtkosten von 29,5 Milliarden Franken. Bei Coop lag der Personalaufwand bei 5,5 Milliarden Franken – und die Gesamtkosten erreichten 32 Milliarden Franken.
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