Tally Weijl schickt österreichische Tochter in Konkurs

Offenbar brachten langfristige Mietverträge die Modekette für junge Frauen in Schieflage.

7.07.2023
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Das Landgericht Graz hat die Vermögenswerte der Tally Weijl Austria GmbH übernommen und ein Sanierungsverfahren eingeleitet. Die Tochter der Schweizer Modekette führte bislang neun eigene Filialen im Nachbarland und hatte zudem elf Franchisepartner mit eigenen Stores.
Insgesamt hätten knapp 360 Gläubiger Forderungen angemeldet, teilt der Kreditschutzverband KSV 1870 mit. Laut dem aktuellen Stand stehen den Schulden von schätzungsweise 5 Millionen Euro noch Aktiven von 1,1 Millionen Euro gegenüber.

Der Inflations-Teufelskreis

«Die Schuldnerin führt als Ursache der Insolvenz u.a. an, dass man hinsichtlich aller eigenen Filialen zur Sicherung von gut frequentierten Flächen langfristige Mietverträge abgeschlossen hat», so die Mitteilung des Gerichts. Die Mietkonditionen hätten dabei auf historischen Umsätzen beruht – doch die Lage von Tally Weijl habe sich mit der Covid-Pandemie verschlechtert.
Danach sei der erhoffte Aufschwung nicht erfolgt – erstens wegen des Ukrainekriegs, zweitens wegen der Inflation. «Weiterer Frequenzschwund in den Einkaufsläden und -centern war die Folge», so die Mitteilung.
Das Tally-Weijl-Management verwies offenbar noch auf eine besondere Zwickmühle: Wegen der Inflation seien die Mieten nochmals gestiegen – denn die Verträge enthielten eine Indexierung. «Verhandlungen mit den Vermietern blieben bisher erfolglos.»
Tally Weijl, gegründet 1984 in Basel, ist im Textilhandel tätig und spezialisiert auf günstige Mode für junge Frauen. Der Familienbetrieb ist in knapp 40 Ländern mit rund 900 Geschäften aktiv und beschäftigt etwa 3'400 Angestellte.

Mehr zur Mittelklass-Fashion-Krise


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