Stewi gibt auf

Eine legendäre Schweizer Haushalts-Marke droht definitiv zu verschwinden.

22.06.2023
image
Stewi-Wäscheschirm «De Luxe»: Werbebild aus dem späten 1950er Jahren.
Sie gehörte zu den wenigen Firmen, deren Markenname gleich zu einem Produkte- und Gattungsbegriff wurde: Stewi.
Also: der Stewi. In der Schweiz weiss jedes Kind, was das ist. Doch selbst dies hat offenbar nicht genügt. Denn die gleichnamige Firma, gegründet vor 77 Jahren als Steiner Winterthur, wird die Fertigung im September einstellen. Ende Dezember 2023 werde die Stewi AG aufgelöst, so eine Mitteilung, unterschrieben von den Mitbesitzern und Geschäftsführern Lorenz Fäh und Stephan Ebnöther.
image
Werbesujet, circa 1960.
Sie sähen sich «aus gesundheitlichen und altersbedingten Gründen» nicht mehr in der Lage, das Unternehmen an einem neuen Standort weiterzuführen. Offenbar hatten sich Fäh und Ebnöther seit längerem um eine Käuferin bemüht – ohne Erfolg.
Hinzu kamen ungünstige Rahmenbedingungen und eine erschwerte Teilnahme an internationalen, aber auch nationalen Absatzmärkten. «Der von allen Seiten einwirkende Preisdruck begleitet von Nachwehen der Covid Pandemie, haben die Entscheidungsfindung des Managements massgeblich unterstützt», so eine Erklärung.

«Stewi ist ein Gefühl»

Noch gibt es ein bisschen Hoffnung, dass die Wäschespinne auch für künftige Generationen schlicht «der Stewi» sind: Fäh und Ebnöther sind noch in Gesprächen mit Interessenten, die den Namen sowie Elemente der Firma weiterleben lassen könnten.
«Stewi ist ein Gefühl, kein Name», schrieb «Der Bund» vor einigen Jahren, und machte damit deutlich, wie tief verankert das klassische Gerät in der hiesigen Volkkultur ist. Dennoch waren Fäh und Ebnöther, als sie Stewi im Jahr 2017 von der Gründerfamilie Steiner übernahmen, bereits auf eine angespannte Lage getroffen. Der Umsatz war zuvor jährlich um etwa 10 Prozent gesunken – und das über Jahrzehnte.
«Organisatorisch war die Firma in einem desolaten Zustand», stellte Stephan Ebnöther später einmal fest: «Es gab keine Informationen über Abläufe, keine schriftliche Arbeitsverträge mit Mitarbeitern oder sonstige Basisdokumentationen über die Firma.»
In den letzten Jahren wurde denn auch eine Rundum-Erneuerung versucht, inklusive einer neuen Produktelinie in coolem Schwarz («Tomorrow»), neuer Informatik und einem Webshop. Dabei blieb Stewi aber dem Produktionsstandort Schweiz treu.
  • industrie
  • non-food
Artikel teilen

Loading

Comment

Home Delivery
1 x pro Woche. Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Auch interessant

image

Emmi: Stagnierender Umsatz, höhere Rendite

Insgesamt konnte der Milchverarbeiter im ersten Halbjahr mehr Produkte verkaufen.

image

Schluss mit der Tierquälerei: Zulassung für kultivierte Foie Gras in der Schweiz beantragt

Ein französisches Unternehmen will seine Entenleber-Pastete in ganz Europa und den USA ausrollen.

image

Wohnaccessoires: Depot beantragt Insolvenz

Der ehemaligen Migros-Deko-Tochter drohte in Deutschland offenbar die Zahlungsunfähigkeit.

image

Wenig Schwung im Schweizer Detailhandel

Vor allem die inländischen Online-Anbieter gerieten im ersten Halbjahr unter Druck.

image

Passugger holt Jungunternehmer in Geschäftsleitung

Der 29-jährige Thomas Schreiber aus Chur ist regional verwurzelt – und soll zugleich zukunftsorientierte Denkweisen einbringen.

image

Capri Sun, Ospelt und Läderach sind gut gemanagt

Die drei Konsumgüter-Firmen wurden beim diesjährigen «Best Managed Companies Award» ausgezeichnet. Besonders Capri Sun.