So funktioniert der energie-effizienteste Supermarkt der Welt

Ein Energiekonzern testet ein neues Angebot: Lebensmittel-Läden, die Stromspar-Champions sind – schlüsselfertig für den Handel. Jetzt wurde die erste Eröffnung gefeiert.

6.07.2023
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Computerdarstellung des Energiesuper-Marktes noch vor der Eröffnung  |   Bild: Danfoss PD
Dass die Detailhandels-Branche besonders eifrig auf Nachhaltigkeit drückt, hat nicht nur mit dem Imagebewusstsein zu tun, sondern auch mit den Kosten: Angesichts der dünnen Margen in der Branche ist jede Einsparung bei der Energie Gold wert.
Unterstützung bieten will nun der dänische Kühl-, Heiz- und Engineering-Konzern Danfoss. In Nordborg, Dänemark, baute er den energieeffizientesten Supermarkt der Welt – vor wenigen Tagen wurde Eröffnung gefeiert, gemeinsam mit dem Detailhandels-Partner Coop.
Die Idee: Energiesparnis soll hier zur Spitze getrieben werden – getestet unter realen Bedingungen.
Deshalb können die Entwickler heute, gleich nach der Eröffnung, auch noch nicht sagen, wie effizient der des 1'500-Quadratmeter-Markt ist. Die Wetterentwicklung spielt beim Resultat nämlich genauso eine Rolle wie das Verhalten der Kunden.
Aber nach den geplanten Werten sollte der neue Laden etwa 50 Prozent energieeffizienter sein als normale Supermärkte – und 20 bis 30 Prozent effizienter als sonstige modernste Geschäfte, die mit wegweisenden Energiespar- und Energie-Recykling-Lösungen ausgestattet sind. Die Heizkosten sollten nach den Berechnungen von Danfoss um 90 Prozent tiefer liegen als in einem Supermarkt vergleichbarer Fläche.
Danfoss-Imagefilm über den Smart Store in Nordborg |. Quelle: Youtube.
Dafür benötigt die Anlage auch einen eigenen Nebenbau für die Technik. Aber was macht es aus bei diesem Projekt? Hier einige Punkte:
  • Die Energie für die Kühlschränke und die Klimanlage stammt von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach.
  • Entsteht dort überschüssige Energie, so wird sie zwischengespeichert, beispielsweise in Gefriertruhen.
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Innenansicht  |  PD
  • Die Abwärme der Kühlschränke und Gefriergeräte wird dazu genutzt, die Räume und auch das Gebrauchswasser zu erhitzen.
  • Entsteht noch mehr überschüssige Wärme, so wird sie an den Fernwärmebetreiber der Gemeinde verkauft – und dort kauft der Supermarkt bei Bedarf auch ein.
  • Wird noch mehr Energie benötigt, so bezieht sie der Supermarkt ausschliesslich von Windkraftanlagen oder weiteren Solarpanels.
Zugleich geht es auch in die Details.
  • An allen Kühl- und Gefrierschränken hat es Türen.
  • Die Beleuchtung geschieht konsequent mit LED-Lampen.
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Geschlossene Kühlschränke, die zugleich jede Abwärme wiederverwerten.
  • Ein Automations- und Monitoring-System hilft mit, dass keine Energie unnötig an unbeachteten Stellen verschwindet.
  • Ein anderes Überwachungsprogramm wiederum versucht, die Nachfrage und den Vorrat der Kühl- und Tiefkühl-Produkte zu optimieren. Denn je mehr Glacé oder Tiefkühlerbsen kalt gehalten werden müssen, ohne dass die Kunden dies wünschen, desto mehr Energie wird auch unnötig verbraucht.
  • Um Food Waste zu vermeiden, wird auch die Temperatur der gekühlten Produkte intensiver überwacht. Sobald etwas aus dem Ruder läuft, gibt ein Alarmsystem an – und das Team kann Tag und Nacht sowie auch aus der Ferne reagieren.
Und so weiter. Das Spezielle an diesem Modell liegt aber anderswo: Danfoss – ein Konzern mit rund 8 Milliarden Franken Umsatz – prüft, ob es Europas Detailhändlern solche wärme- und energie-optimierten Filialen integral errichten und vermieten kann.
«Die Supermärkte würden einen fixen Preis bezahlen, so wie wenn man eine geheizte Wohnung mietet», sagte Jürgen Fischer, der Chef von Danfoss Climate Solutions, bei der Eröffnung. «In diesem Fall umfasst das Angebot auch Licht und Kühlsysteme, und wir würden auch die Geräte betreuen.»

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