Der Preis der Retouren: 5 bis 10 Franken pro Artikel – oder 6,6 Millionen Autofahrten
Zalando, Galaxus und Co. versuchen, Retouren um jeden Preis zu vermeiden. Eine neue Studie zeigt: Es hat bislang nichts genützt.
5.12.2023letzte Aktualisierung: 14.03.2024Zurück an den Absender: Pakete, die retourniert werden : Claudio Schwarz on Unsplash von: on Unsplash
Das Problem wird seit Jahren mit ständig neuen Ideen bekämpft, doch es belastet die Onlinehändler nach wie vor: Rücksendungen sind mit hohem Aufwand und Kosten für Galaxus, About You, Zalando & Co. verbunden. Dabei liegen die durchschnittlichen Kosten zwischen fünf und zehn Euro für jeden Artikel, der zurückgeschickt wird. Bei Möbeln steigt die Summe sogar bis zu 20 Euro, weil diese sperrig sind und der Aufwand einer Rücksendung noch grösser ist.
Diese Daten bringt die neue Studie des EHI in Köln: «Versand- und Retourenmanagement im E-Commerce», so der Titel.
Der grösste Kostentreiber sind dabei aber nicht die Versandkosten selbst, sondern der Aufwand, die zurückgeschickte Ware auf ihre Qualität zu überprüfen.
«Die Bestrebungen des Handels, Retouren zu vermeiden, liegt an dem zum Teil sehr hohen Retourenaufkommen sowie den damit verbundenen Kosten», bestätigt Studienautorin Hilka Bergmann: «Die durchschnittliche Retourenquote ist zwar eher moderat, in einzelnen Sortimentsbereichen aber sehr hoch.»
6,6 Millionen Autofahrten
Dabei weisen Fashion-Artikel logischerweise die höchsten Retourquoten auf – der Wert liegt zwischen 26 und 50 Prozent. Die Praxis ist bekannt: Konsumenten bestellen mehrere Varianten eines Kleidungsstücks, um dann das zu behalten, das ihnen nach der Anprobe am besten gefällt. Die anderen schicken sie einfach zurück.
Dieser «vom Onlinehändler tolerierte Auswahlprozess» sei Teil des Geschäftsmodells, so die Studie trocken.
Quelle: EHI Retail Institute Köln.
Im Durchschnitt können zwischen 50 und 75 Prozent der retournierten Artikel wieder für den Verkauf verwendet werden. Im Modesegment, das am meisten Retouren aufweist, liegt der Durchschnitt höher: Die Ware ist hier selten beschädigt und wird umgehend wieder zurückgeschickt.
Anders bei Elektronikartikeln. Wenn sie von den Kunden zurückgeschickt werden, weisen sie oft Mängel auf und können nicht mehr wiederverkauft werden.
Berechnet man den Durchschnitt aus allen Produktgruppen, dann liegt die artikelbezogene Retourenquote zwischen sechs und zehn Prozent. Das ist nicht höher als in den Vorjahren – aber auch nicht tiefer. Über die Hälfte der Händler geben an, dass die Quote konstant sei; und dies trotz Massnahmen wie Avatars zur virtuellen Ankleide, verbesserten Abbildungen, Videos, KI oder gewissen Gebühren.
Ganz zu schweigen vom Umweltaspekt, der das Hin- und Hersenden von Paketen mit sich bringt.
Die Retouren im Jahre 2021 alleine in Deutschland verursachten rund 795'000 Tonnen CO2 verursacht. Das ist etwa so viel wie 6,6 Millionen Autos auf der Fahrt von München nach Hamburg ausstossen. Das haben Forscher von der Universität Bamberg herausgefunden.
Artikel teilen
Loading
Comment
Home Delivery
Auch interessant
Parkplätze vor dem Laden? Lieber nicht!
Neue Daten zur ewigen Parkplatz-Debatte: In Shopping-Zonen könnten parkierte Autos den Einkaufsbummel eher verderben.
Decathlon plant 6'000-Quadratmeter-Store in Spreitenbach
Im laufenden Jahr eröffnet(e) der Sportartikel-Händler sieben Standorte in der Schweiz – nächstes Jahr folgt nun die grösste Filiale.
Budget bis 2029 gesetzt: Galaxus setzt weiter aufs Ausland
Die Migros stellte die Europa-Strategie des Online-Händlers auf den Prüfstand – und glaubt daran. Vor allem an Deutschland.
Rossmann startet Schweiz-Expansion im Emmen Center
Die deutsche Drogeriekette wird noch dieses Jahr ein Geschäft mit rund 500 Quadratmeter Fläche und bis zu 15 Mitarbeitern eröffnen.
Bericht: Breuninger soll verkauft werden
Und Globus-Mutter Central Group habe Interesse am Mode-Warenhaus-Konzern aus Baden-Württemberg signalisiert.
Aldi Suisse: Back to the Kerngeschäft
Der Discounter strafft sein Angebot an Non-Food-Produkten beziehungsweise –Aktionen.