Insgesamt muss die im Bereich medizinische Konsumgüter tätige IVF Hartmann Gruppe wegen 2022 keine Wunden schlecken: Der Umsatz mit Produkten wie Sterilium-Desinfektionsmitteln oder Dermaplast-Pflastern stieg um 4,6 Prozent auf 150 Millionen Franken. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) gar um 76 Prozent auf 13,5 Millionen Franken. Die Ebit-Marge erhöhte sich um 3,7 Prozentpunkte auf 9 Prozent. Und der Konzerngewinn stieg von 6,2 auf 11,2 Millionen Franken,
wie Hartmann mitteilt.Leichte Blessuren musste Hartmann einzig bei den Verkäufen von Desinfektionsmitteln erleiden. Der Grund: Viele Kunden hatten in den Vorjahren Reserven angelegt. Die Marke Sterilium leidet zudem unter der abnehmenden Disziplin der Menschen beim Händedesinfizieren.
Ex-Flugwaffenchef für VR vorgeschlagen
Der Verwaltungsrat der IVF Hartmann Gruppe beantragt der Generalversammlung vom 25. April 2023 die Neuwahl von Aldo C. Schellenberg und Martin Walther. Schellenberg ist ausgebildeter Ökonom und trat Ende 2020 als stellvertretender Armeechef zurück. Er werde das Unternehmen mit «einer breiten Erfahrung auch bei den Kundengruppen Militär- und Blaulichtorganisationen bei der Weiterentwicklung des Produktanwendungsfeldes der Taktischen Einsatzmedizin stärken».
Martin Walther ist an der ETH ausgebildeter Maschinenbauer und MBA-Absolvent MBA der INSEAD Business School. Er leitet beim deutschen Konzern Paul Hartmann die Division Risk Prevention, die sich hauptsächlich mit der Versorgung von Spitälern und ambulanten Zentren mit medizinischem Verbrauchsmaterial sowie dazugehörigen Dienstleistungen befasse.
Schwierigkeiten bereiteten dem Unternehmen mit Sitz in Neuhausen (SH) 2022 die Versorgungsketten, die zu lokalen Lieferunterbrüchen und starken Volatilitäten auf der Nachfrageseite führten und «fortlaufend und nachhaltig» disruptiv wirkten. Die daraus entstandenen Kostensteigerungen konnte Hartmann «mittels internen Effizienzverbesserungen und Restrukturierungen sowie durch Preiserhöhungen zumindest teilweise» kompensieren, schreibt die Firma.
Verlagerung der Produktion von Wundmitteln
2022 stand zudem unter der im Jahr zuvor gestarteten Neuausrichtung und Verlagerung der Produktion im Segment «Wundversorgung» an einen Hartmann-Standort ins Ausland, die Ende 2022 planmässig abgeschlossen worden sei. Das 2021 in Betrieb genommene neue Logistikzentrum in Neuhausen habe im Berichtsjahr «die budgetierte Leistungsfähigkeit erreicht». Damit sei der Hersteller nun in der Lage, alle Kundengruppen direkt vom Schweizer Standort aus zu beliefern.
Für 2023 geht Hartmann von einer langsamen Beruhigung der globalen Versorgungsketten aus. Es rechnet für das laufende Geschäftsjahr «mit einem soliden, organischen Umsatzwachstum und einem EBIT in der Grössenordnung des Vorjahres 2022».
Gang ins Ausland
Ebenfalls vorgesehen sei der weitere Ausbau der internationalen Sparte, der im letzten Jahr begonnen wurde. «Künftig wollen wir das IVP, das viele Schweizer aus dem Militär kennen, weltweit vermarkten», sagt CEO Claus Martini
gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten».
IVP steht für «Individuelles Verbandspäckchen». Darüber hinaus werde Hartmann weitere Produkte für den globalen Markt entwickeln und mit «Swissness» für deren Qualität werben. Dazu zählen etwa sogenannte Tourniquets, mit denen starke Blutungen gestillt werden können.