Caramba! Wer will da Valora kaufen?

Der mexikanische Retail-Riese FEMSA beschäftigt über 300'000 Personen – fast ausschliesslich in Lateinamerika. Jetzt kommt er nach Europa.

5.07.2022
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Nr. 1 in Mexiko, gross in Lateinamerika: Oxxo-Shop an einer Strasse in Coscotitlán.   |   Bild: Júbilo Haku, Flickr CC
Es ist der Paukenschlag des Tages: Valora wird vom Fomento Económico Mexicano aus Monterrey übernommen. Die Sache ist zwar noch nicht unter Dach und Fach, aber das Angebot des mexikanischen Bier- und Detailhandelskonzerns wirkt in der heutigen trüben Börsenzeit grosszügig. Der Verwaltungsrat von Valora unterstützt es. Und auch der grösste Aktionär ist bereit, auf das Geschäft einzusteigen (mehr).
Unter welches Dach kommt also das Mutterhaus von Marken wie Avec, Brezelkönig, Caffè Spettacolo, Super Guud und der Kiosk AG?
Unter ein grosses: Auf der Liste der grössten Börsenkonzerne Lateinamerikas steht der FEMSA – so die Abkürzung – auf Rang acht. Der Konzern beschäftigt fast 325'000 Personen und wies im letzten Jahr einen Umsatz von umgerechnet 26 Milliarden Franken aus.
Allerdings war die Rentabilität eher mager: Der Reingewinn erreichte knapp 1,8 Milliarden Franken.

Sol-Bier, Coca-Cola, Oxxo-Shops

Dazu trug natürlich bei, dass das Unternehmen 2020 und 2021 stark unter den Covid-Ängsten und -Einschränkungen litt. Denn der FEMSA ist ein Bier- und Getränkehersteller (und notabene der zweitgrösste Aktionär von Heineken). Und es ist der weltgrösste Franchise-Abfüller von Getränken des Coca-Cola-Konzerns.
Weiter betreibt der Fomento die grösste Convenience-Shop-Kette in Mexiko – Markenname: Oxxo – mit Präsenz in ganz Lateinamerika; 20'500 Stores gehören dazu. Im Februar übernahm das mexikanische Haus zudem die Kette «OK Markets» in Chile.
Werbefilm für Oxxo in Brasilien.
Und schliesslich gehören über 3ʼ600 Apotheken in vier lateinamerikanischen Ländern zum Portfolio.
Zu den Biermarken von FEMSA gehören Bohemia, Carta Blanca, Dos Equis sowie Sol – das zweitbekannteste Bier aus Mexiko.

Umsatz 2021
Reingewinn 2021
Anzahl Mitarbeiter
Shops
Valora
1,75 Milliarden Franken
8,6 Millionen Franken
3'600
ca. 2'700
FEMSA
26,4 Milliarden Franken
1'800 Millionen Franken
325'000
ca. 25'000
Heute wurde bekannt, dass der an der New Yorker Börse kotierte Konzern ein Barangebot zum Erwerb aller Aktien von Valora Holding angekündigt hat, der Preis: 260 Franken pro Aktie.
Dies entspricht einer Prämie von 57 Prozent gegenüber dem Durchschnittspreis der letzten 60 Handelstage und von 52 Prozent auf den Schlusskurs der Valora-Aktie vom Montag.
Der Verwaltungsrat von Valora empfiehlt die Annahme des Angebots. Auch Hauptaktionär Ernst Peter Ditsch, der 17 Prozent an Valora hält, unterstützt den Deal.

Europa ist Neuland

Valora und FEMSA seien bei den strategischen Prioritäten und den langfristigen Chancen vollständig aufeinander abgestimmt, argumentiert das Management des Kiosk-Mutterkonzerns: «Durch die Nutzung der Kernkompetenzen von FEMSA im Convenience-Bereich wird Valora ihren Wachstumskurs beschleunigen können und als eine Plattform für weiteres Wachstum im europäischen Convenience Store- und Food Service-Markt dienen.»
Tatsächlich versteckt sich in diesem Satz ein interessantes Argument: FEMSA war bislang fast ausschliesslich in Lateinamerika aktiv – wenn man mal absieht von einigen Logistik- und Supply-Firmen in Nordamerika. Nun folgt also ein grosser Schritt über den Atlantik.
Und ausgehend von Valoras zahlreichen Marken und Standorten im deutschen Sprachraum soll, wie offen deklariert wird, «ein neuer, kompetitiver Player im europäischen Convenience Store- und Food Service-Markt» entstehen.
Der Sitz von Valora soll dabei in Muttenz bleiben und auch das European Headquarter von Femsa werde hier angesiedelt.
  • Zum Geschäftsbericht des FEMSA 2021
  • Das gesamte Informationsmaterial zur Fusion von FEMSA und Valora.
  • handel
  • kiosk & automaten
  • valora
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