«Fashion Pact»: Ist die Luft schon raus?
Der grossmundig angekündigte Umweltbund der Modehersteller verliert Mitglieder und wird wegen fehlender Aktivität kritisiert.
28.05.2023Präsidiert neu den Fashion Pact: H&M-Managerin Helena Helmersson | Bild: PD H&MGrossmundig wurde vor vier Jahren anlässlich eines G7-Gipfels der «Fashion Pact» angekündigt. Die Initiative der westlichen Modeindustrie sollte den ökologischen Fussabdruck der schwer in Kritik geratenen Branche mittelfristig minimieren helfen. Jetzt scheint dem Bündnis allmählich die Luft auszugehen.
Wie das Branchenportal «Fashion Business» schreibt, haben gewichtige Mitglieder die Runde klammheimlich verlassen: der Highend-Produzent Hermès, die britische Warenhauskette Selfridges und das Ökolabel Stella McCartney. Dass zudem H&M-CEO Helena Helmersson im Vorstand des «Fashion Pact» François-Henri Pinault ersetzt – seines Zeichens einer der Mitgründer des Paktes und Chef des Kering-Konzerns – wird als weiteres Zeichen bewertet, dass der Branchenverein im Niedergang begriffen sei.
Die Ernennung der Chefin «eines der grössten Fast-Fashion-Konzerne als Co-Vorsitzende einer Koalition» sei mehr als passend zur Untätigkeit des Paktes, so das Medium. Denn: Die Vereinigung sei beim eigentlichen Hauptthema – einer Verlangsamung der Produktion zugunsten einer Entwicklung hin zu Slow Fashion – bisher komplett inaktiv gewesen. Die wenigen angestossenen Initiativen beträfen lediglich Pläne für eine klimafreundlichere Produktion von Energie für die Herstellung der Textilien.
Gegenüber der News-Plattform «Fashion Network» bestreitet die Leitung des Fashion Pact die prominenten Austritte aus dem Bund nicht. Sie gibt zu bedenken, dass «es normal ist, dass die Zahl der Mitglieder im Laufe der Zeit schwankt, wobei neue Mitglieder dem Fashion Pact beitreten und andere sich entscheiden, ihre Teilnahme zu beenden».
Hochkarätige Schwatzbude
Die Zahl der Mitglieder sei zwar leicht gesunken, dennoch habe der «Pakt» mit der OTB Group (Diesel, Marni) und MF Brands (Tochter der Schweizer Maus Frères Group, mit den Marken Lacoste, Aigle oder Gant) neue, grössere Unternehmen hinzugewonnen. Weitere fünf Anträge würden geprüft.
Dennoch ist unbestreitbar, dass der «Fashion Pact» bisher nicht viel mehr als heisse Luft produziert hat. Im Zentrum steht der Plan (oder die Hoffnung), dass dessen rund sechzig Mitglieder, bis 2030 100 Prozent erneuerbare Energien nutzen und bis 2050 CO2-neutral werden.
Bisher nicht zur Diskussion steht eine Eindämmung der Flut an Billigtextilien, mit denen die Umwelt und das Klima belastet werden. Dem Eindruck, der «Fashion Pact» sei lediglich eine hochkarätige Schwatzbude mit Schaueffekt, lässt sich kaum widersprechen.
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