Was verbindet einen SAP Security Specialist mit einer System Engineer oder einem ServiceNow Solution Engineer oder einer Application Manager?
Das Pensum. Zumindest bei der Migros.
Denn das Departement Operations des MGB testet derzeit dieses neue Muster. «Migros Operations nimmt Diversity ernst»: So erklärte Rainer Baumann das neue Prozent-Prinzip via Linkedin. «Damit wollen wir die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem noch besser ermöglichen.» Baumann ist Mitglied der Generaldirektion des MGB und leitet das Departement Operations, dem Bereiche wie Informatik, Logistik, Transport und Analytics unterstehen.
Als interessierte Personen nannte er etwa die berufstätige Grossmutter, die zwei Tage mit den Enkelkindern verbringen möchte, oder den Bergsteiger, der 15 Wochen pro Jahr in SAC-Ämter investieren möchte.
«Ein Startprojekt»
Erwähnenswert ist der Versuch erstens, weil das Migros-Departement Operations mit rund 1'000 Angestellten zu den grössten IT- und Technologie-Arbeitgebern der Schweiz gehört.
Und zweitens, weil das 60/100-Modell ein Testlauf für den ganzen M-Konzern ist. «Die Umsetzung im Bereich Operations ist ein Startprojekt und dient auch dazu, Erfahrungswerte zu sammeln, die wir für eine mögliche Ausweitung dieses Modells in andere Bereiche des MGB nutzen können», sagt Mediensprecher Patrick Stöpper.
Eine Absicht dabei sei auch, «für viele Talente spannende berufliche Optionen in einem tieferen Pensum» zu bieten. Das Departement Operations habe viele Funktionen, die sich gut dafür eignen.
Teilzeit als Pluspunkt
Tatsächlich ist die Idee in der Theorie überzeugend, doch der Erfolg entscheidet sich im Detail. Die konsequente Anpassung der Pensen auf die Wünsche der Bewerber erfordere ein systematisches Vorgehen, um mögliche Hindernisse zu vermeiden, sagt Thibaud de Balby; er Manager bei der
Personalberatungsfirma Michael Page und zuständig für Technologie-Recruitment. Beispielsweise müsse man mit periodischen Unterbesetzungen und Schwierigkeiten bei der Terminierung von Sitzungen sowie der Koordination von Projekten umgehen können.
Es sei unsicher, ob die konsequente Ausschreibung zu 60 bis 100 Prozent automatisch zu mehr Bewerbungen führt, meint der Arbeitsmarkt-Experte: «Tatsächlich fragen nur wenige IT-Bewerbende nach einer Teilzeitbeschäftigung, auch wenn dies immer ein Pluspunkt sein kann», so Thibaud de Balby. «IT-Bewerbende sind viel sensibler beim Thema Homeoffice oder bei flexiblen Arbeitszeiten. Gerade in der ICT-Branche ist es wichtig, diese Präferenzen zu erkennen, da es sich hier um einen typisch kandidatenorientierten Rekrutierungssektor handelt.»
Die Personalnot zur Teilzeittugend machen übrigens auch die SBB:
Sie schreiben seit September ebenfalls die meisten Stellen in einem 60- bis 100-Prozent-Pensum aus. Noch sind Lokführer und Zugverkehrsleiter in Ausbildung sowie Funktionen im Topkader von dieser Regelung ausgenommen sind – «aus koordinativen Gründen».
Teilzeit = motiviert
Motiviert zum Teilzeit-Prinzip wurde das SBB-Management durch eine Studie, den die Universität Zürich in seinem Auftrag erarbeitet hatte. Resultat: Mitarbeitende in Teilzeit sind nicht nur loyal und motiviert, sondern sie arbeiten auch effizient. Zudem helfe ein gutes Teilzeitangebot den Firmen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
«Als viertgrösste Schweizer Arbeitgeberin ist die SBB in unterschiedlichen Bereichen – vom Handwerk, über die Berufe in den Zügen und an den Bahnhöfen, im Engineering, in der IT, im Bereich Immobilien und bis in die Verwaltung – auf motivierte und qualifizierte Mitarbeitende angewiesen», so die Erklärung zum neuen 60/100-Prinzip.