Beispiel Carrefour: Wie man mit der Inflation Marketing macht

Eine Aktion nach der anderen: Wenn alles teurer wird, können sich die Detailhandels-Konzerne besser positionieren. Bestes Beispiel: Carrefour.

22.08.2022
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Carrefour-Supermarkt nach Ladenschluss  |  Bild: einem Jerry Michalski, Flickr CC
Die Französinnen und Franzosen erstaunt so etwas wohl kaum noch: Heute kam wieder so eine Ankündigung. Ab sofort friert Carrefour die Preise von 100 Produkten für 100 Tage ein. Die Aktion gilt für alle Ladenformate des Retail-Riesen und in allen Landesteilen.
«Während die Inflation weiterhin die Budgets der Haushalte belastet, handelt Carrefour zugunsten der Kaufkraft seiner Kunden», erklärt die Konzernleitung dazu.
Preisgeschützt werden einerseits typische Grundnahrungsmittel (Frischprodukte, Konserven, Gewürze), ferner Alltagsprodukte (Hygiene, Waschmittel) – sowie, als spezieller Twist zur rentrée des classes, ein Dutzend Dinge, welche die Schülerinnen und Schüler benötigen: Farbstifte, Schulhefte, Radiergummis.

Vorteil Discounter

Das ist an sich nichts Besonderes. Wie bereits geschildert, starten viele Detailhändler in den inflations-gebeutelten EU-Staaten kreative Aktionen, um ihre Kunden etwas zu entlasten. Wobei die Eigenmarken natürlich in den Vordergrund rücken.
Und die Beispiele aus Europa (Inflationsrate: 8,9 Prozent) könnten über kurz oder lang auch für die Schweiz (3,4 Prozent) interessant werden. Schliesslich sind gewisse Verlagerungen selbst auf dieser Insel der Teuerungs-Seligen spürbar; und die Discounter gewinnen auch hier Marktanteile.

«Prix serré», «Défi anti-inflation»

Bei Carrefour fällt nun allerdings auf, wie sehr der 80-Milliarden-Konzern die Inflationsaktionen mit System ausrollt. So dass man fast von Inflationsmarketing sprechen könnte.
Anfang Juni begann die Aktion «Prix serré»: Carrefour vespricht, dass 200 Güter landesweit bei keinem anderen Anbieter billiger erhältlich sein werden. Interessant dabei: Die Aktion gilt für 150 Produkte in ganz Frankreich – aber 50 dieser Superpreis-Waren sind regional verschieden. Damit will der Konzern auf die unterschiedlichen Konsumentenbedürfnisse eingehen.
Ebenfalls im Juni begann der «défi anti-inflation» (was sich als «Anti-Inflations-Challenge» übersetzen liesse). Hier stellte Carrefour in seinen Supermärkten Pakete mit jeweils 30 Gütern des täglichen Bedarfs an den Eingang – zum Preis von 30 Euro pro Paket. Darin versammelte sich eine interessante Auswahl an Produkten, deren Preis jeweils unter 1 Euro oder maximal bei 2 Euro lagen; von Puderzucker bis Ohrenstäbchen.

Angetätscht, aber günstig

Im Juli folgte die nächste Idee: Gemeinsam mit dem NGO «Nous Anti-Gaspi» stellt Carrefour nun Gemüse, Obst und auch andere landwirtschaftliche Produkte wie Käse und Eier ins Regal, die nicht ganz perfekt sind. Sie widersprechen gewissen Grössen-, Formen- oder Frischenormen: «Weniger hübsch, aber immer noch gut», so das Motto.
Die Angebote sind um 20 Prozent günstiger als der Normalpreis, was – wie Carrefour betont– ein Beitrag sein soll «pour soutenir le pouvoir d’achat de ses clients». Also um die Kaufkraft zu erhalten.
Und jetzt als die 100-Tage-Aktion. Die sich dann, wenn sie im November ausläuft, gewiss problemlos überführen lässt in ein winterliches Fest-Preis-Versprechen.
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