Lidl, Jauch und die Flasche: Deutschland im Plastikstrudel

Lidl rezykliert Plastikflaschen, Günther Jauch macht dafür Werbung. Das konnte ja nicht gut herauskommen.

28.04.2023
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Günther Jauch im Lidl-Spot beim Flaschen-Waschen | Bild: Youtube / Lidl
Der Experte weiss: Das mit dem Flaschenrecycling ist eine komplizierte Sache. Kaum jemand weiss, was jetzt für die Umwelt am besten ist.
Dass der allseits beliebte Moderator Günther Jauch nun im Solde des Einzelhändlers Lidl Werbung für ein neues Recyclingsystem für Plastikflaschen macht, musste deshalb unvermeidlich im einer allgemeinen Kakophonie enden. (Hier ein paar Beispiele dazu: Deutsche Umwelthilfe, Greenpeace im «Stern», Europäischer Wirtschaftsdienst, «Süddeutsche».)
Günther Jauch in der Sendung mit der Flasche | Quelle: Youtube / Lidl
Die Fragen im Raum: Betreibt Jauch Greenwashing für Lidl? Hat Lidl Jauch mit falschen Zahlen aufs Glatteis geführt? Werden Äpfel mit Birnen verglichen? Weiss noch irgendjemand im Land, was nun die ganze Wahrheit zum Thema Plastikrecycling ist?
Denn darum geht es: Es gibt vor allem Fragen und wenig eindeutige Antworten.
Pfandflaschen aus Glas? Saumässig schwer, drum schlecht.
Mehrweg-Plastikflaschen mit Pfand? Die führen immer weniger Deutsche dahin zurück, wo sie hingehören, nämlich auf den Mehrweg.
Einweg-Plastikflaschen? Ach ja, die sind in Deutschland ja schon verboten – ausser wenn sie Milch oder Alkohol enthalten.
Lidl bietet nun ein Kreislaufsystem an, das CO2 einspart, indem der Plastik zuerst geschrumpft und dann zum Rezyklieren gefahren werden. Einleuchtend, dass das besser für die Umwelt ist, als ganze Flaschen herum zu karren.
Zehn Tage nachdem der Lidl-Jauch-Werbevideo erschienen ist, sieht Lidl sich genötigt, ein 6'000 Zeichen langes Communiqué zu veröffentlichen. Sechs Mal heisst es da «Behauptet wird»«Richtig ist». Kritik – Gegenkritik. These – Antithese. So wie es die Deutschen lieben.
Was auch immer genau in der Rechtfertigungsschrift von Lidl steht:
Wir behaupten: Lidl haut für seine Kreislaufflasche zu kräftig auf die Pauke. Färbt seine Flaschen schön. Und liefert endlos Zahlen und Fakten aus Prüfberichten, die kaum jemand zu Ende verifizieren kann.
Richtig ist: Ein bisschen weniger Pauke, ein bisschen mehr Understatement in Sachen Kreislaufflasche hätte nichts geschadet. Einfach mal einführen und auf einer DIN-A4-Seite im PDF-Format erklären. Ohne Posaunen.
So. Flasche leer. Ich habe fertig.
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