Es ist bekanntlich einer der stärksten Einkaufs-Trends zur Zeit: Die Menschen suchen Produkte von nebenan – und nicht aus der Ferne. In der Schweiz ist das Kaufargument «aus der Region» heute sogar wichtiger als der Faktor «Bio»;
dies ergab eine grössere Studie im Mai.
Der deutsche Lebensmittelhändler Kaufland – eine Schwesterfirma von Lidl unterm Dach der Schwarz-Gruppe – zieht nun eigene Konsequenzen: Er liess in Bayern ein Mega-Gewächshaus hinstellen, das auf einer Fläche von 22 Fussballfeldern Erdbeeren, Tomaten und Peperoni anbaut. Und zwar ganzjährig.
Peperoni-Ernte | Bild: Kaufland
«Mit dem Gewächshaus bieten wir auch in den Wintermonaten Tomaten, Paprika und Erdbeeren aus Deutschland mit besonders aromatischem Geschmack und maximaler Frische in unseren Filialen an»,
lässt sich Stefan Lukes zitieren, der Geschäftsführer Einkauf Obst und Gemüse bei Kaufland: «Durch den Anbau in Deutschland sparen wir Zeit und Wege, was sich sehr positiv auf die Frische auswirkt.»
In der Regel, so Lukes, sollen keine 24 Stunden vergehen, bis die Rispentomaten oder der Gemüsepaprika in den Läden ist.
Zudem soll das Gewächshaus dazu beitragen, dass Kaufland unabhängiger wird von den Risiken der internationalen Supply Chains.
Photovoltaik-Anlage auf dem Dach – Ziel: Nur erneuerbare Energien | Bild: Kaufland
Der Strom- und Wärmebedarf wird weitgehend durch erneuerbare Energien abgedeckt – konkret durch Geothermie sowie eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Und bewässert wird mit Regenwasser, das über die Dachflächen in einem knapp 50'000 Kubikmeter grossen Freibecken neben dem Gewächshaus gesammelt wird.
CO2-Neutralität fast schon möglich
Die Idee, dass man auch exotische Früchte und Gemüsesorten ökologischer und klimaneutraler zur Kundschaft bringen kann, wenn man sie in der Nähe in Gewächshäusern anbaut und nicht aus der ganzen Welt einfliegt – sie gewinnt bekanntlich auch in der Schweiz an Bedeutung. Wie die Forschungsanstalt Agroscope berechnet hat, können moderne Gewächshäuser jetzt schon fast CO2-neutral betrieben werden.
In der Schweiz arbeitet die Branche mit Agroscope am Ziel, die Gewächshäuser bis 2030 zu 80 Prozent ohne fossile Energien zu betreiben – und bis 2040 gänzlich ohne Öl oder Gas auszukommen.
Die Migros geht noch weiter und
hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 nur noch Obst und Gemüse aus Gewächshäusern mit erneuerbaren Energien anzubieten.
Verpackung der Ernte | Bild: Kaufland.
Im neuen Gewächshaus im Chiemgau werden an Spitzentagen bis 30 Tonnen Tomaten, ferner 15 Tonnen Paprika und bis zu 6 Tonnen Erdbeeren geerntet. Die Ware gelangt dann innert Stunden durch kurze Transportwege in die Kaufland-Filialen in ganz Deutschland. Die Pflege- und Erntearbeiten werden per Hand durchgeführt.
Schädlinge werden mit Nutzinsekten wie Raubwanzen, Schlupfwespen und Marienkäfern bekämpft. Für die optimale Bestäubung der Pflanzen werden Hummeln sowie Bienen von einer lokalen Imkerei eingesetzt.